Der schmerzbefreite Narkose-Arzt: Brief an einen Facebook-Pöbler

Sehr geehrter Herr Walter,

wieder lese ich nun, dass Sie in unserem Verlag „auf den Teppich scheißen“ möchten. Trolle und Pöbler gibt es viele, und man tut gut daran, Typen wie Sie nicht einmal zu ignorieren. Die meisten sind anonym und verstecken sich. Sie machen es ganz offen, mit echtem Namen und der Gedanke, dass Sie als Anästhesist über das Schicksal von Menschen mitbestimmen, ist beunruhigend.

Sie haben Grenzen überschritten, und nicht erst, seit Sie schrieben, dass ich ein „Charakterschwein“ sei, ein „Arschloch“, „miese Type“ und dass es für meine Kinder, also „meine Brut“, schade sei, dass sie genetisch nach mir kommen. Irgendwann werde ich bekommen, „was ich verdiene“.

Der Facebook-Pöbler und der Parkplatz

Neuerdings beschimpfen Sie mich. Vorher war Kapitän Schwandt Ihr Ziel, den Sie mit Schimpfworten bedachten und wüsten Unterstellungen. Einen Blog, in dem es um eine Krankheit des alten Seemanns geht, kommentierten Sie mit den Worten: „Manchmal bin ich auch als Arzt auf der Seite der Krankheit.“ Was wir ungeheuerlich fanden und einer unserer Admins ohne Nennung Ihres Namens postete, als einen Tiefpunkt der Hetze, der wir ausgesetzt sind. Sie riefen daraufhin im Verlag an und drohten einer Mitarbeiterin: Sollte der Eintrag nicht gelöscht werden, wollten Sie das „Kommando Kümmerle“ vorbeischicken oder sich gleich selbst aus Borken auf den Weg machen, um mich auf dem Parkplatz zusammenzuschlagen.

Wir kennen uns nicht und sind uns noch nie begegnet. Ich frage mich, was Ihre Motivation ist. Wollen Sie mir Angst machen? Ist es das: Wollen Sie mich einschüchtern? In meinem alten Leben als Reporter hatte ich es u.a. mit Hooligans, Organhändlern, Mördern und Kindersoldaten zu tun. Ein Facharzt für Anästesiologie aus dem Münsterland, der sich mit Vollbart und wirrem Profilbild auf Facebook präsentiert, macht mir keine Angst.

Wie ich sehe, waren Sie von 2003 bis 2010 als Funktionsoberarzt am St.-Marien-Hospital in Borken tätig. Seit 2010 dann in freier Honorartä̈tigkeit für eine in Berlin ansässige Agentur. Wie geht das zusammen mit dem, wie Sie sich in den Sozialen Medien präsentieren? Wissen die Mitglieder Ihrer Herzsportgruppe, dass Sie davon träumen, anderen Menschen auf den Teppich zu kacken? Ahnt man, wenn man als Patient mit diesem Mediziner zu tun hat, dass er Menschen mit einer anderen politischen Meinung zusammenschlagen möchte?

Bei uns haben sich zwei Arbeitskollegen gemeldet, die meinen, dass Sie seit einiger Zeit „auf einem ganz komischen Weg“ seien und „seit einem Jahr ständig vom Ankerherz Verlag reden“, den Sie als „Hort von Gutmenschen“ verstehen und „abgrundtief hassen“.

Karsten Walter, was ist nur los mit Ihnen?

Sie sind ein studierter Mann, der sich in einer Hasser Gruppe bewegt. Ein illustrer Haufen aus Rechtsextremen, Trump-Fans und Spinnern, geeint in einer seltsamen Wut auf Kapitän Schwandt, Kapitän Schmidt und Ankerherz. Da gibt es eine Frau Weidlich, die mich mit meinem „linken Betonkopf in die Pflastersteine hauen“ möchte, was sie dann „entartete Kunst“ nennt. Da gibt es eine Frau Püschel, die so ihre Probleme mit der Rechtschreibung hat, aber immer wieder innovative Schimpfworte herausbringt. Da gibt es Menschen, die meinen, Kapitäne seien keine Kapitäne und der Zuwanderungsbeauftragte von Schleswig-Holstein ein ehemaliger „Menschenhändler“. Ein „Bürger-Reporter“ ist darunter, der einer Verschwörungstheorie auf der Spur ist, meine Frau mit Nachrichten belästigt und unseren Blogger „Dominik Bloh“ regelrecht verfolgt, aus welchen Gründen auch immer.

Mit Ihrem Anruf, Ihrer Drohung, Ihrer Ankündigung, Ihren Kommentaren gegen meine Familie aber haben Sie Grenzen überschritten. Eine Strafanzeige ist längst gestellt. Sie nennen sich selber das „Cool kid in town“ und finden es witzig, andere in der Öffentlichkeit zu diffamieren und zu beleidigen. Was Sie dabei vergessen haben, Herr Walter: Es gibt Leute, die sich gegen Schulhofschläger wehren.

Mit Grüßen.

STEFAN KRUECKEN, JAHRGANG 1975, LEITET MIT SEINER FRAU JULIA DEN VON IHNEN GEGRÜNDETEN ANKERHERZ VERLAG. VOR DER VERLAGSGRÜNDUNG BERICHTETE ER ALS REPORTER FÜR MAGAZINE WIE MAX, STERN ODER GQ WELTWEIT, VON HOOLIGANS IN SCHOTTLAND, KINDERSOLDATEN IN UGANDA ODER EXPEDITIONSREISEN NACH GRÖNLAND.

 

Julia und Stefan Kruecken auf Föhr

Nachtrag, 22. Februar, 22:00 Uhr. 

In der ersten Fassung war von der Mitarbeit bei den Maltesern die Rede. Der Kreisverband Borken distanziert sich hiermit – und dies geben wir selbstverständlich weiter.

 

Stellungnahme vom 22.02.2017

„Im Netz schlägt heute eine geschmacklose Geschichte hohe Wellen, in deren Mittelpunkt ein Arzt steht, der sich bis vor einigen Jahren ehrenamtlich als Kreisarzt für uns engagiert hat. Auf der Facebookseite des Ankerherzverlages wird er im Zusammenhang mit einem offenen Brief an ihn immer noch als Kreisarzt und Malteser angesprochen. Wir Malteser distanzieren uns ausdrücklich von den von ihm offensichtlich verbreiteten Beiträgen gegen den Verlag und die Menschen, die für den Verlag arbeiten. Diese Beiträge stehen unseren Malteserwerten entgegen und sind durch nichts zu rechtfertigen.“ 

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