HAIFISCH BAR Geschichten: Eine Frage der Manieren

Mit Manieren verhält es sich ähnlich wie mit dem Geschmack: Man hat sie oder eben nicht. Hamburger gelten, Klischee Ahoi, wie alle Norddeutschen als kernig und auf knusprige Art freundlich, und das Feuchtbiotop Haifisch Bar macht keine Ausnahme. Man sollte sich nicht vom Namen irritieren lassen: Wo Haifisch über der Tür steht, ist kein Ponyhof drin, doch die Zeiten, in denen die Matrosen fluchten und die Huren hurten, sind lange vorbei.

MOPO-Kolumnist und Kult-Kapitän Jürgen Schwandt vertrat die Ansicht, dass der Ton in manchem Hafenpuff freundlicher war als heutzutage in den Sozialen Medien, und bestimmt ist da etwas dran. Andererseits schrieb schon Sokrates (der Philosoph, nicht der Innenverteidiger von Borussia Dortmund): „Die Jugend hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“ Und das war 400 vor Christus. Waren die Manieren früher besser?

Eine Frage der Manieren

In der Haifisch Bar achtet man jedenfalls auf Umgangsformen, vor allem dann, wenn Karin Schlufter, die Frau des Chefs, hinter dem Tresen steht. Ansonsten bekommt man einige Basis-Manieren beigebracht, wie an einem Sonntagmorgen nach dem Fischmarkt. „Die Rasanten“ nennt Haifisch-Chef Gert jene Gäste, die eigentlich keine Zeit für ein Bier haben, es aber trotzdem bestellen und dann, wenn es länger dauert, als eine Hafenmöwe kackt, motzig werden.

Einer dieser „Rasanten“ stürmte also in den Hai und grölte an den Tresentrinkern vorbei:

„Bier! Komm, machma schnell!“

Gerts Frau sah ihn kühl` an.

„Bist du neu hier? Bei uns im Hai musst du sonntags eine Nummer ziehen, wenn du was trinken willst.“

Der Mann sah irritiert aus. „Wie, Nummer?“
„Na draußen am Eingang. Hast du den Kasten neben der Tür nicht gesehen?“, fragte sie.

Der Mann schüttelte den Kopf, verschwand durch die Tür, und die Gäste am Tresen hatten große Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken. Es klang, als gingen einigen Ballons die Luft aus. Zwei, drei Minuten vergingen, der „Rasante“ kam zurück.

„Wo ist der Kasten? Ich kann keinen finden!“

Darauf Wirtin Karin: „Mensch, gibt´s doch nicht. So ein Mist. Haben sie das Ding schon wieder geklaut!“

Nun konnten sich die Stammgäste nicht mehr halten. Großes Gelächter hallte durch den Hai, der bedröppelte „Rasante“ bekam Schulterklopfer und Wirtin Karin stellte ein Bier auf den Tresen: „Damit du nicht verdurstet: Ausnahmsweise ohne Nummer.“

 

Ab sofort erzählen wir jeden Samstag eine Geschichte aus der Haifisch Bar. Haben Sie auch eine für uns? Melden Sie sich: haifischbar@ankerherz.de

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