"Wir können es nicht fassen. Wir stehen alle unter Schock". Isgaard Marke, Geschäftsführerin des Westküstenparks St. Peter-Ording, berichtet von einem Anschlag auf das Robbarium im beliebten Tierpark. Er beheimatet die größte mit Nordseewasser gefüllte Seehundanlage Deutschlands.
Ein gezielter Angriff, der fast in einer Katastrophe geendet hätte: Unbekannte Täter haben in der Nacht zu Himmelfahrt versucht, die massive Unterwasserscheibe des Seehundebeckens zu zerstören.
Katastrophe wurde nur knapp verhindert
Die gläserne Scheibe, durch die Besucherinnen und Besucher die Tiere unter Wasser beobachten können, ist armdick. Dennoch wurde sie bei der Attacke erheblich beschädigt. „Wir haben überhaupt keinen Verdacht. Es ist wirklich unheimlich“, sagt Isgaard Marke im Gespräch mit Ankerherz. „Der Schaden wäre in die Millionen gegangen. Die ganze Anlage wäre hin gewesen.“
Wäre das Glas geborsten, hätten sich rund 1,2 Millionen Liter Nordseewasser mit Wucht in den unterirdischen Besucherraum ergossen. Neun Seehunde leben derzeit im Becken – sie hätten wohl kaum eine Überlebenschance gehabt. Doch auch für die Täter wäre ein solches Szenario lebensgefährlich gewesen.
Nach der Entdeckung des Schadens reagierte das Technische Hilfswerk (THW) schnell: Mehr als ein halbes Dutzend Helfer sicherten das Leck mit einer stabilen Holzkonstruktion notdürftig ab. Diese soll nun hoffentlich bis zum Herbst halten. Die Reparatur wird nach ersten Schätzungen mehr als 100.000 € kosten.
Reparatur unter extremen Bedingungen
Denn einfach zu beheben ist der Schaden nicht. Vor allem nicht mitten in der sensiblen Geburtszeit der Seehunde. „Mindestens vier unserer Mädels sind hoch tragend“, erklärt Parkleiter Alexander Ehrhardt in einer Mitteilung des Parks. „Wenn wir das Wasser jetzt ablassen, wäre das für die Muttertiere extremer Stress. Das würde wahrscheinlich zu Totgeburten führen.“
Ehrhardt ist wütend über den sinnlosen Vandalismus: „Die Täter haben bewusst Tierleid in Kauf genommen“, sagt er. „Sie haben unnötiges Tierleid heraufbeschworen.“ Ein Verschieben der Reparatur birgt ein weiteres Risiko. Sollte das Becken im Hochsommer geleert werden müssen, droht den Tieren Hitzestress. „Seehunde können nicht schwitzen. Sie könnten ohne kühlendes Wasser überhitzen und sterben“, warnt Ehrhardt.
Ermittlungen laufen – Täter vermutlich auf dem Gelände versteckt
Wie konnten die Täter überhaupt in empfindliche Anlage gelangen? Offenbar ließen sie sich im Park einschließen und verließen das Gelände erst später unbemerkt – vermutlich bei einer abendlichen Öffnung der Gastronomie. Die Polizei ermittelt.