Ich beobachte Frauen, die in schnellem Tempo aus der Bahn laufen, im Zickzack, sie schauen sich immer wieder um und wechseln die Straßenseite. Es sieht aus, als würden sie nach Hause fliehen.
Wie es den Frauen geht, die kein Zuhause haben, dazu gibt es kaum Informationen. Klar ist: Für sie bedeutet ein Leben auf der Straße, auch jederzeit sexuell angreifbar zu sein. Viele Frauen leben in einer Scheinobdachlosigkeit. Sie fürchten sich so vor der Straße, halten Beziehungen aus oder gehen eine Zwangsbeziehung ein, um ein Dach über den Kopf zu behalten.
Die Gefahr der Straße
Ich höre immer häufiger von Mietverhältnissen, in denen eine „gewisse Gegenleistung“ erwartet wird. In den letzten Wochen gab es zwei Anzeigen auf Ebay Kleinanzeigen von jungen Frauen, die um Hilfe baten, weil sie ihre Wohnung verlieren würden. Die Kommentare darunter waren schon ekelhaft. Was die Frauen privat wohl für Nachrichten erhalten haben?
Es gibt viele andere Probleme. Junge Straßenmädchen die noch nie beim Frauenarzt waren, die kaum sexuelle Aufklärung erfahren haben. Verhüten ist für Frauen auf Platte quasi unbezahlbar und selbst Kondome sind so teuer, dass häufig darauf verzichtet wird. Ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten sind das Ergebnis.
Wie es den Frauen geht, die kein Zuhause haben, dazu gibt es kaum Informationen. Klar ist: Für sie bedeutet ein Leben auf der Straße, auch jederzeit sexuell angreifbar zu sein.
Frauen sind in der Unterzahl. Frauen kämpfen auf der Straße um die gleichen Rechte wie in der echten Welt. Das Pflaster ist nur noch viel härter. Ich habe mit einigen Frauen gesprochen und alle sagen: „Es ist schlimm.“ Dann verfallen sie in langes Schweigen. Was passiert ist, darüber spricht kaum jemand. Es bleibt verborgen.
Gewalt gegen Obdachlose nimmt zu
Am Samstag hat die Polizei zwei Männer verhaftet, die eine obdachlose Frau vergewaltigt haben, die DNA-Beweise konnten die Täter identifizieren. Die Frau meldete den Angriff am nächsten Tag der Polizei und stellte Strafanzeige.
Dieses Jahr sind in meiner Stadt obdachlose Menschen angezündet, zusammengeschlagen und vergewaltigt worden. Die Gewalt nimmt zu auf den Straßen. Sowohl untereinander nehmen die Aggressionen gegeinander zu, als auch von Menschen die nicht Wohnungslos sind. Es ist draußen gefährlicher geworden.
Wenn du keinen Rückzugsort hast, kann dir vielleicht ein tierischer Bodyguard ein Gefühl von Sicherheit geben. Ein Hund kann nicht nur bester Freund, sondern auch Retter in der Not sein.
Kein Platz für Hunde im Winternotprogramm
Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Für viele auch für alle Hundebsitzer wird es auch dieses Jahr heißen: „Wir müssen draußen bleiben“. Hunde bleiben im Winternotprogramm verboten.
Momentan sind 150 Wohncontainer eingelagert und weitere 300 Containerplätze wegen rückläufiger Flüchtlingszahlen in der Stadt frei. Gebt den Menschen einen Platz zum Schlafen! Denn wenigstens sicher einschlafen sollten wir alle dürfen.
DOMINIK BLOH, JAHRGANG 1988. SEIT ELF JAHREN LEBT ER IMMER WIEDER AUF DEN STRASSEN VON HAMBURG. IM ANKERHERZ BLOG „ANKERSCHMERZ“ ERZÄHLT ER AUS SEINEM LEBEN. IN WENIGEN WOCHEN ERSCHEINT SEIN BUCH “UNTER PALMEN AUS STAHL”– DIE GESCHICHTE EINES STRASSENJUNGEN. HIER KANN ES VORBESTELLT WERDEN.