Fisherman´s Friends. Eine Gruppe Fischer aus Cornwall, die es mit alten Shantys an die Spitze der britischen Charts schaffen. Klingt nach einer leicht kitschigen Komödie? Stimmt aber. Die Geschichte hat sich im Kern tatsächlich zugetragen. Auszug aus unserem „Kleinen Buch vom Meer: Helden„.
Einige Fischer, ein Ladenbesitzer, ein Ingenieur und zwei Bauarbeiter gründen eine Shanty-Band und nennen sie „Fisherman´s Friends“. In Port Isaac, einem verwunschenen Fischerdorf an der Küste von Cornwall, international bekannt als Schauplatz der TV-Serie „Doc Martin“. Die Männer waren zwischen 36 und 68 Jahre alt und sangen die alten Arbeitslieder von See. „John Kanaka“, „Keep Hauling“, „Nelson´s Blood“ und all die anderen Songs, die in früheren Zeiten die harte Arbeit an Bord erträglicher machen sollten. (Shantys hörst Du Donnerstagabends im Shantyman auf Radio Ankerherz).
Der Siegeszug der Fisherman´s Friends
Shantys waren ursprünglich Arbeitslieder, die man vor allem im 18ten und 19ten Jahrhundert auf englischen Handelsschiffen und auf Trawlern anstimmte, um die Koordination der körperlichen Arbeit zu unterstützen und die Moral der Crews zu stärken. Anker hieven, Netze einholen, Aufziehen der Rahen – das war echte Maloche, die leichter von der Hand ging, wenn die Männer dabei sangen. Auf wohlgeformtes Englisch und einen Sinn für Melodik kam es dabei weniger an. Die Bewältigung der Arbeit war wichtig, nicht die Musik.
Oft gab es an Bord einen Wechselgesang, der durch Wind und Wetter dringen musste: der Shantyman sang lautstark vor, die Crew antwortete. Instrumente? Waren in diesem Konzept nicht vorgesehen und kamen erst später dazu. Als die Zeit der Großsegler endete und das Zeitalter der Dampfschiffe begann, brauchte es keine Shantys mehr an Bord. Heute werden sie hauptsächlich von gesetzten Herren in Fischerhemden auf Hafenfesten angestimmt.
Der Rock`n Roll von 1752
Im Falle der „Fisherman´s Friends“ nahm die Geschichte eine märchenhafte Wende, als ein Moderator des Radiosenders BBC2 nach Cornwall in den Urlaub reiste. Durch einen Zufall hörte er eine selbstproduzierte CD der Band – und war fasziniert von deren urwüchsiger Kraft. „Shanty ist der Rock´n Roll von 1752“, wie es im Film später heißt.
Der Manager des Radio DJ fuhr nach Cornwall, um die Band singen zu hören. Wenig später fädelte er einen Plattenvertrag mit dem Label „Universal Music“ ein.
Für die Summe von einer Million Pfund (…).