Ein mit Rohöl beladener Tanker ist vor Kurzem in gefährliche Nähe zu einer Untiefe bei Helsinki geraten. Nur etwa zehn Minuten trennten das Schiff von einem Auflaufen in flachem Gewässer nahe dem Leuchtturm Kalbadagrund – ein Szenario, das schwerwiegende Umweltschäden hätte verursachen können.
Wie die finnische Coast Guard in ihrem aktuellen Wochenbericht vermeldet, konnte man das Schiff im letzten Moment per Funk erreichen. Der Kapitän wechselte daraufhin den Kurs.
Zweiter Vorfall vor Helsinki
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass sich an exakt dieser Stelle ein Tanker auf gefährlichem Kurs befand. In beiden Fällen handelte es sich um Schiffe der sogenannten Schattenflotte – einem Netzwerk russischer Tanker, die unter undurchsichtigen Flaggen und häufig ohne aktive Ortungssysteme durch die Ostsee verkehren (Hintergründe liest Du HIER im Ankerherz Blog).
Die finnischen Behörden registrieren seit Wochen eine Zunahme solcher verdächtigen Schiffe im Finnischen Meerbusen. Mehrere dieser Tanker waren mit AIS-Anomalien auffällig geworden – häufig fahren sie unter Flaggenstaaten wie Panama oder Liberia, deren Zuordnung kaum überprüfbar ist. Auch Estland warnt seit Langem vor der wachsenden Gefahr durch diese Flotte.
Estland hat bereits im Sommer 2024 damit begonnen, systematisch Schattenflotten-Schiffe zu kontrollieren. Mehr als 500 Tanker mussten seither Versicherungsnachweise vorlegen. Bei einer dieser Kontrollen wurde der Tanker Kiwala festgesetzt. Das Schiff stand unter Verdacht, ohne gültige Flagge und Versicherung unterwegs zu sein.
Überwachung soll verstärkt werden
Die Behörden stellten 29 Mängel fest – darunter technische Defizite und unvollständige Dokumente. Erst nach zwei Wochen durfte das Schiff wieder ablegen, allerdings unter befristeter Registrierung. Die zuvor ausstellende Nation Dschibuti hat dem Tanker die Flagge Anfang 2025 wegen illegaler Aktivitäten entzogen. Mehrere westliche Staaten hatten die Kiwala bereits zuvor sanktioniert.
Finnland und Estland wollen die Überwachung in der Ostsee weiter verstärken. Beide Länder fordern eine enge Zusammenarbeit der Anrainerstaaten, um die Meeresumwelt vor den Risiken der Schattenflotte besser zu schützen.