Die Straße von Hormus zählt zu den wichtigsten Engstellen des globalen Energiehandels. Täglich passieren rund 33 Millionen Barrel Rohöl die nur 55 Kilometer schmale Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman. Damit fließt etwa 20 Prozent des weltweiten Öl- und Gasverbrauchs durch diesen Korridor.
Ganz klar: Eine Blockade hätte deshalb gravierende wirtschaftliche und geopolitische Folgen.
Iran droht mit Schließung
Angesichts der jünsten militärischen Spannungen mit Israel erwägt der Iran offen eine Blockade der Straße von Hormus. Wie die Tageszeitung The Times aus London berichtet, hat das iranische Parlament eine Schließung prinzipiell gebilligt; das letzte Wort habe allerdings noch der Oberste Sicherheitsrat des Landes. Ein hochrangiger Kommandeur der Revolutionsgarden, Esmail Kosari, kündigte am Sonntag an, dass eine Blockade „auf der Agenda“ stehe und „wann immer nötig“ umgesetzt werde.
Für den Iran wäre es technisch kein Problem, die Meerenge kurzfristig zu sperren. Das Mullah-Regime könnte Minen legen, Pipelines und Ölanlagen sabotieren, Tanker mit Drohnen, Raketen oder kleinen Schnellbooten angreifen. Doch wäre dieser Schritt für Teheran nicht ohne eigenes Risiko.
Auch der Iran ist auf den freien Schiffsverkehr angewiesen: Er exportiert täglich rund 1,5 Millionen Barrel Öl durch die Straße von Hormus und ist auf Einnahmen sowie auf militärischen Nachschub aus Russland und China angewiesen. Eine Blockade würde zudem die Annäherung an wichtige Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien gefährden, wie Energiemarktanalyst Gaurav Sharma gegenüber der Tagesschau betont.
Hinzu kommt das militärische Ungleichgewicht: Die fünfte US-Flotte ist dauerhaft in Bahrain stationiert. Sie könnte binnen Stunden eingreifen, sollte es zu einer Blockade kommen. Sharma formuliert es deutlich: „Die Amerikaner würden die iranische Marine plattmachen.“
Verschiebung der Schiffsrouten
Wie angespannt die Lage ist, zeigt eine Analyse des Fachdienstes Maritime Executive. Demnach vermeiden Handelsschiffe derzeit iranische Hoheitsgewässer im gesamten Bereich der Straße von Hormus und weichen soweit möglich in omanische Gewässer aus. Sowohl der nördliche als auch der südliche Verkehrskorridor verlaufen an der engsten Stelle ausschließlich durch Gewässer Omans. Doch diese Verlagerung führt zu einer höheren Verkehrsdichte auf engen Seewegen und erhöht die Gefahr von Kollisionen.
Oman kommt in dieser angespannten Lage eine Vermittlerrolle zu. Das Sultanat hält diplomatische Kanäle nach Teheran offen und versucht, eine Eskalation zu verhindern. Mehrfach seien in den vergangenen Tagen iranische Flugzeuge zu Gesprächen nach Muscat geflogen, heißt es im Maritime Executive, mutmaßlich im Rahmen von US-Iran-Verhandlungen, die Oman vermittelt.
Wirtschaftliche Folgen einer Blockade
Die unmittelbaren Auswirkungen einer Blockade hängen stark von deren Dauer ab. Zwar stiegen die Ölpreise nach dem jüngsten Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran kurzzeitig: Ein Barrel Brent-Öl verteuerte sich laut Tagesschau von 66 auf 75,60 Dollar. Doch ein nachhaltiger Preisschock blieb bislang aus, da der Weltmarkt aktuell gut versorgt ist.
Langfristig könnte jedoch ein längerer Ausfall der Golf-Staaten zu einem drastischen Preisanstieg und einer weltweiten Wirtschaftskrise führen — sofern Länder wie Kanada, Norwegen oder Brasilien ihre Fördermengen nicht ausweiten. Eine kurzfristige Auswirkung ist aber nicht zu erwarten.
Fazit: Eskalation möglich, aber riskant
Eine Blockade der Straße von Hormus bleibt für den Iran eine mögliche Drohkulisse, ist aber mit erheblichen eigenen Risiken verbunden. Der wirtschaftliche und diplomatische Preis wäre hoch, ebenso die Gefahr einer militärischen Eskalation mit den USA und ihren Verbündeten.
Foto des Beitrags: USS Harry S. Truman, U.S. Navy