Spektakulärer Drogenfund an der belgischen Nordseeküste: Zollfahnder entdeckten an Bord des Tankschiffs Scot Bremen eine große Menge Kokain – mutmaßlich mehrere hundert Kilogramm. Bereits am Abend zuor hatte die Polizei acht Männer festgenommen, die offenbar in einem Schlauchboot zur Übergabe aufs Meer starten wollten.
Der Krimi vor Ostende deutet auf ein professionell organisiertes Schmugglernetz hin – mit Verbindungen bis nach Brasilien.
Hunderte Kilo Kokain gefunden
Die Ermittlungen begannen mit einer routinemäßigen Schiffsbewegung: Am Freitagabend gegen 21 Uhr GMT ging die Scot Bremen, ein in Malta registrierter Chemikalientanker, vor Ostende auf Reede. Die 2003 gebaute Scot Bremen, früher unter dem Namen Wappen von Bremen bekannt, war auf einer Reise von Brasilien nach Europa.
Drei Tage lang lag sie unbewegt vor der Küste, ehe sie am Montagnachmittag gegen 15 Uhr in den Hafen von Zeebrugge einlief. Dort schlugen Zollfahnder zu. Sie fanden bei einer Durchsuchung die versteckte Drogenladung.
Parallel dazu war es am Sonntagabend zu einem weiteren Vorfall gekommen: In der nahe gelegenen Marina von Blankenberge – rund 15 Seemeilen südöstlich des Liegeplatzes der Scot Bremen – beobachteten Polizeikräfte eine verdächtige Gruppe. Acht Männer versuchten, ein Boot ins Wasser zu lassen.
Die Polizei griff ein, nahm alle acht fest und übergab den Fall an einen Ermittlungsrichter in Brügge. Dieser ordnete Untersuchungshaft an – wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung. Ein direkter Schmuggelvorwurf wurde bislang nicht erhoben, doch laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga besteht der Verdacht, dass die Männer auf dem Weg zur Scot Bremen waren, um dort das Kokain zu übernehmen.
Die Scot Bremen gehört zu einer Flotte von acht baugleichen Schiffen, die ein türkisches Unternehmen 2015 übernommen hatte. Normalerweise pendelt der Tanker zwischen Nordamerika, dem Mittelmeer und Nordeuropa. Doch in diesem Jahr lief das Schiff zweimal den kleinen brasilianischen Hafen Pecém an. Einmal im April und erneut Anfang Juni. Für Ermittler ist das ein möglicher Anhaltspunkt.
Brasilien weltweiter Umschlagplatz für Drogen
Brasilien ist einer der weltweit wichtigsten Umschlagplätze für Kokainexporte. Während die Großhäfen wie Santos oder Rio de Janeiro längst im Fokus internationaler Strafverfolgung stehen, weichen Schmuggler vermehrt auf kleinere, weniger kontrollierte Häfen aus. Das bestätigt auch der brasilianische Zoll. „Alle brasilianischen Häfen – unabhängig von ihrer Größe – sind Angriffspunkte für mächtige und gut organisierte kriminelle Netzwerke“, warnt der Versicherungsdienstleister Proinde.
Wie sich der Fall weiterentwickelt? Die belgischen Behörden halten sich bislang bedeckt. Doch der Drogenfund vor Ostende zeigt: Die Routen des internationalen Kokainhandels verlaufen zunehmend auch durch Nordeuropa – mit Zwischenstationen, die im ersten Moment ganz harmlos wirken...