Kurz vor Mittag am Freitag erhielten die Seenotretter der Station Scarborough einen Notruf der britischen Küstenwache. Ein 24 Meter langes Fischereifahrzeug meldete einen Maschinenausfall - mitten im schweren Sturm "Amy", der über die Nordsee zog. Position: rund 23 Seemeilen östlich der Hafenstadt.
Die Crew der„Frederick William Plaxton“ lief sofort aus und erreichte den Havaristen auf der offenen Nordsee. Es gelang auch, eine Schleppverbindung herzustellen. Ziel war es, den Trawler in ruhigeres Wasser zu bringen. Doch der Schlepp wurde zunehmend schwieriger. Über fünf Stunden kämpften die Retter gegen Sturm und hohen Seegang.
Dramatische Stunden in Sturm "Amy"
Die Bedingungen verschlechterten sich so stark, dass die Schleppgeschwindigkeit kaum noch gehalten werden konnte. Hilfe wurde benötigt. Gegen 18 Uhr bat die Küstenwache die Station Bridlington um Unterstützung. Ihre allwettertaugliche Rettungseinheit, die „Anthony Patrick Jones“, lief aus und erreichte den Schlappverband nach knapp anderthalb Stunden Sturmfahrt.
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Die Coxswains beider Boote beschlossen, den Schlepp des 130 Tonnen schweren Kutters an die Crew aus Bridlington zu übergeben. Der Plan: Den Havaristen in den Hafen von Grimsby zu schleppen. Doch der Wind stand dagegen, die See tobte. Trotz voller Leistung kam das Boot nur mit 2,8 Knoten voran. Für die Seenotretter extrem harte Stunden.
Kurz nach Mitternacht, exakt um 0.16 Uhr, alarmierte auch die Station Humber alarmiert. Ihre Lifeboat „Pride of Humber“ machte sich auf den Weg, um zu helfen. Zeitgleich hatte die Reederei des Fischkutters einen privaten Schlepper beauftragt. Gegen Morgen übernahm der Schlepper die Leine vollständig. Die Crew der Bridlington Lifeboat wurde entlastet, trat den Rückweg an und war um 5.45 Uhr wieder am Strand.
Doch Zeit zur Ruhe blieb nicht
Um 12.12 Uhr am Samstagmittag traf der nächste Notruf ein. Der Schlepper, der den Havaristen übernommen hatte, meldete Probleme: Wegen starker Strömung und Gegenwind machte der Schleppzug vor Flamborough Head keinen Fortschritt mehr. Wenige Minuten später lief die „Anthony Patrick Jones“ daher erneut aus, um den Fischern zu helfen.
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In den Abendstunden erreichte der SchleppVerband endlich eine sichere Position. Der Havarist war wieder vor Anker, das Risiko gebannt. Kurz nach 18 Uhr kehrte die Crew nach Bridlington zurück.
Zwei Tage Sturmfahrt, drei Stationen, meterhohe Wellen und kein Schlaf: ein Sturmeinsatz, der zeigt, wie hart Seenotrettung auf der Nordsee sein kann – und wie stark die Teams der RNLI zusammenarbeiten. Wir verneigen uns vor der Arbeit und dem Mut der Retter.