Zu langsam, zu teuer - und dann die Probleme mit der Elbvertiefung. Immer wieder gab es in den letzten Monaten negative Meldungen über den Hamburger Hafen. Kritiker monierten, dass Deutschlands größter Hafen endgültig den Anschluss an die Mitbewerber Rotterdam und Antwerpen zu verlieren droht.
Nun gibt es eine Nachricht, die ohne jeden Abstrich in die Kategorie "positiv" einzusortieren ist. Denn Hamburg setzt neue Maßstäbe in Sachen nachhaltigen Hafenlogistik. Weniger als ein Jahr nach der ersten Landstromversorgung für große Containerschiffe steht der Hafen kurz davor, sämtliche Terminalanlagen mit entsprechender Infrastruktur auszustatten.
Hamburg mit Vorreiterrolle
Bereits am dritten Containerterminal haben nun Testläufe begonnen – und die Hafenbehörde bestätigt, dass alle großen Terminalanlagen bis Jahresende Landstrom bereitstellen sollen.
Damit liegt Hamburg deutlich vor dem Zeitplan der EU. Sie schreibt ab 2030 vor, dass Schiffe über 5.000 Bruttoregistertonnen – darunter Container- und Passagierschiffe – Landstrom nutzen müssen. Spätestens 2035 soll in allen europäischen Häfen eine emissionsfreie Stromversorgung an Land zur Verfügung stehen.
Meilenstein Altenwerder
Ein weiterer Meilenstein wurde vor Kurzem am Containerterminal Altenwerder (CTA) erreicht: Dort bestand die Landstromanlage der Hamburg Port Authority (HPA) ihren ersten Praxistest. Das Frachtschiff MSC Athens (Kapazität: 8.800 TEU) diente als Testplattform für die sogenannte Schiffsintegration. In den kommenden Wochen soll die Leistung stufenweise hochgefahren und der Regelbetrieb vorbereitet werden. Weitere Erprobungen sind geplant.
„Jeder erfolgreiche Test bringt uns dem Ziel näher, Landstrom zur Selbstverständlichkeit im Hafenbetrieb zu machen“, sagte Friedrich Stuhrmann, kaufmännischer Geschäftsführer der HPA.
Bund unterstützt das Projekt
Mit der Anlage am CTA sind nun drei Landstromstationen für Containerschiffe im Hamburger Hafen in der Übergangsphase zum Regelbetrieb. Auch die Versorgungseinheit am Terminal Burchardkai soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Schon im Mai 2024 wurde die CMA CGM Vasco de Gama als erstes Schiff am Terminal Hamburg erfolgreich mit Landstrom versorgt – ein echter Containerriese mit Platz für rund 18.000 TEU.
Die Stadt Hamburg hatte bereits 2022 mit dem Ausbau der nötigen Infrastruktur begonnen. Im Zentrum steht eine Stromversorgungsanlage mit einer Leistung von 7,5 Megavoltampere (MVA) pro Liegeplatz. Das ist ausreichend, um drei sogenannte Megaschiffe gleichzeitig zu versorgen. Die eingespeiste Energie stammt aus erneuerbaren Quellen des öffentlichen Stromnetzes. Finanziell wurde das Projekt zu 50 Prozent vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Ziel klimafreundliche Seefahrt
Die Reederei MSC hatte im Sommer 2024 angekündigt, den Landstromausbau am eigenen Terminal in Hamburg aktiv mitzugestalten. Im Laufe desselben Jahres beteiligte sich das Unternehmen gemeinsam mit der Hansestadt auch an der Betreibergesellschaft des Hafens. Laut Unternehmensangaben verfügt MSC aktuell über rund 40 Schiffe, die bereits für die Landstromversorgung ausgerüstet sind. Tendenz steigend, da kontinuierlich neue Schiffe in die Flotte aufgenommen werden.