Die Crew der STENA IMMACULATE hat durch ihr beherztes und professionelles Handeln eine potenziell weitaus größere Katastrophe verhindert, nachdem ihr Tanker vor der Küste von East Yorkshire vom Containerschiff SOLONG gerammt wurde.
Die portugiesisch registrierte SOLONG krachte mit einer Geschwindigkeit von 16,4 Knoten in den vor Anker liegenden Tanker, vollbeladen mit Jet A-1 Treibstoff. Der Vorfall forderte mindestens ein Menschenleben.
Crew behält die Nerven und reagiert richtig
Noch bevor die Besatzung der STENA IMMACULATE das Schiff aufgeben musste, aktivierten die Seeleute die bordeigenen Feuerlöschsysteme. Sie kühlten angrenzende Ladetanks mit Seewasser, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Dieses schnelle und besonnene Handeln begrenzte die Schäden auf nur einen betroffenen Ladetank und einen Ballasttank.
Stena Bulk CEO Erik Hånell lobte das Vorgehen als „entscheidend“ und sprach von „außergewöhnlichem Professionalismus“. Auch Cal Hayden, Vizepräsident von Crowley Global Ship Management, sprach von „heldenhaften“ Maßnahmen der Crew.
Stellt Euch den Moment vor: Ein mit hochexplosivem Jet-Fuel beladener Tanker brennt, die Flammen sind nah - und die Besatzung, die in die Rettungsboote muss, um zu überleben, reagiert so besonnen. In den Meldungen zum Unglück (HIER: "Wie konnte das nur passieren?") war zu lesen, dass sich Seeleute in der Hitze die Haare versengten.
Beide Schiffe sind inzwischen stabilisiert – die STENA IMMACULATE liegt weiterhin vor Anker, die SOLONG wurde von Schleppern an einen sicheren Ort gebracht. Kleine Brände an Bord der SOLONG lodern weiterhin, stellen nach Angaben eines Sprechers der Coastguard aber aktuell keine ernste Bedrohung dar.
Plastikpellets an der Küste
Inmitten der laufenden Bergungsarbeiten ist nun ein weiteres Problem aufgetaucht: Tausende sogenannte Nurdles – winzige Plastikpellets – wurden an die Küste von Yorkshire gespült. Diese Pellets stammen vermutlich aus der Ladung der SOLONG. Zwar sind sie chemisch nicht toxisch, doch Meerestiere verwechseln sie oft mit Nahrung, was zu Verletzungen, Erstickung oder langfristiger Schädigung der Nahrungskette führen kann.
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Die UK Maritime and Coastguard Agency gab bekannt, dass von der STENA IMMACULATE keine weitere Gefahr durch Treibstofflecks ausgeht. Dennoch bereitet die Verbreitung der Plastikpellets entlang der Küstenlinie Umweltschützern Sorge. Eine groß angelegte Reinigungsaktion ist im Gange, bei der lokale Organisationen und Freiwillige versuchen, die winzigen Partikel aus dem empfindlichen Ökosystem zu entfernen.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Währenddessen laufen die Untersuchungen des britischen Marine Accident Investigation Branch (MAIB) auf Hochtouren. Im Fokus stehen Navigationspraktiken, mögliche Ermüdung der Besatzung sowie Umweltbedingungen zum Zeitpunkt der Kollision. Der russische Kapitän der SOLONG (59), wurde wegen grober Fahrlässigkeit mit Todesfolge angeklagt.