Ende September hatte die 294 Meer lange „Istanbul Bridge“ im Hafen von Ningbo die Leinen los geworfen. Statt wie sonst durch den Suezkanal oder – wegen der angespannten Sicherheitslage im Roten Meer – um das Kap der Guten Hoffnung zu fahren, nahm sie Kurs auf die Nordostpassage zwischen Pazifik und Atlantik. Für die Route benötigte sie nur 20 Tage – etwa halb so lang wie für den üblichen Weg, der mehr als 50 Prozent länger ist.
Klimawandel öffnet die Tür zur Nordostpassage
Lange Zeit war die Nordostpassage nur mit Hilfe von Eisbrechern passierbar. Doch wegen des Klimawandels zieht sich das arktische Meereis immer weiter zurück. Die „Istanbul Bridge“ konnte die gesamte Strecke nun ohne Unterstützung bewältigen – ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Rahmenbedingungen in der Schifffahrt verändern.
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Die Route ist nicht nur kürzer, sie spart auch Treibstoff und Emissionen. Zugleich ist sie politisch und ökologisch heikel: Die Nordostpassage verläuft größtenteils durch russische Hoheitsgewässer. Westliche Reedereien haben sich aus diesem Grund seit Jahren weitgehend aus der Region zurückgezogen.
Rückkehr einer Pionierin
Das erste Containerschiff, das die Nordostpassage vollständig durchquerte, war 2018 die „Venta Maersk“. Auch sie lag bis Mittwochnachmittag im Hamburger Hafen – welch ein Zufall, der zeigt, wie schnell sich Entwicklungen in der globalen Schifffahrt wiederholen und beschleunigen können.
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Die Ankunft der „Istanbul Bridge“ markiert einen Wendepunkt. Der arktische Seeweg, lange eine Vision aus Eis und Mythen, wird durch den Klimawandel zur realen Alternative. Kritiker und Umweltschützer warnen davor. Eine Havarie in der entlegenen Region macht jede Rettungsaktion kompliziert. Und im Falle eines Untergangs drohen dem empfindlichen Ökosystem der Arktis schwerwiegende Folgen.