Drei Stöße aus dem Schiffshorn - dann war es endlich soweit...
Nach mehrfachen Verschiebungen hat der Kreuzfahrtriese „Disney Adventure“ am Montagabend den Hafen von Wismar verlassen. Mit Schlepperunterstützung manövrierte sich eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt hinaus auf die Ostsee.
Jubel im Hafen
Zahlreiche Menschen säumten die Kaikanten, um den Moment mitzuerleben. Zwischendurch brandete Jubel auf. Erster Halt auf der Reise ist der Hafen Mukran bei Rügen, wo das Schiff Treibstoff und Frischwasser bunkern soll. Für die Dauer des Auslaufens in Wismar war das gesamte Hafengewässer gesperrt – ein Zeichen für die Dimension und Komplexität des Manövers.
Mit dem Auslaufen dieses Ozeanriesen endet zugleich ein wichtiges Kapitel in der Werftgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns und speziell der Stadt Wismar. Wirtschaftsminister Wolfgang Blank sprach von einem „technologisch anspruchsvollen Vorgang“, Bürgermeister Thomas Beyer zeigte sich erleichtert: Beinahe sei es so weit gekommen, dass das zu drei Vierteln fertiggestellte Schiff verschrottet werden müsste! Dass es nun doch den Weg aufs Meer gefunden hat, wertete er als glücklichen Ausgang.
Die Geschichte der „Disney Adventure“ ist eng mit der wechselvollen Historie der Wismarer Werft verknüpft. Der Bau begann 2018 und galt damals als Aufbruch in eine neue Ära. Mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen schien die Zukunft der MV Werften auf Jahrzehnte gesichert. Doch dann kam die Pandemie, die das Kreuzfahrtgeschäft weltweit zum Erliegen brachte. Der Eigentümer Genting Hongkong musste Insolvenz anmelden, die MV Werften folgten 2022.
Für Wismar bedeutete dies eine tiefe Zäsur. Seit 1946 prägt die Werft die Stadt – zunächst als Reparaturbetrieb der Roten Armee, ab 1951 als Mathias-Thesen-Werft der DDR. Hier entstanden Fischtrawler, Frachter und sogar das einzige Kreuzfahrtschiff der DDR, die „Fritz Heckert“. Tausende Menschen fanden über Jahrzehnte Arbeit in der Werft, sie war ein Herzstück der industriellen Identität der Stadt.
Werft so wichtig für Wismar
Nach der Wende wechselte sie mehrfach den Besitzer: von MTW über Aker und Wadan Yards bis zu Nordic Yards und schließlich Genting. Unter deren Regie entstanden die riesigen Bauhallen, in denen nun Kreuzliner wie die „Global Dream“ und später die „Disney Adventure“ gebaut wurden.
Heute ist klar: Die Werft wird weiter Schiffe bauen – künftig verstärkt im Marinebereich. Für die Stadt ist das von unschätzbarer Bedeutung, denn kaum ein anderer Betrieb hat Wismar in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich und sozial so geprägt wie diese Werft...