Bedrohliche Stunden vor Kap Arkona. Hoher Seegang, Sturm und ein havariertes Schiff, auf dem neben der Crew auch mehrere Kinder ausharrten. Nördlich der Insel Rügen geriet am Montagabend ein polnischer Zweimaster in Seenot.
Der 16 Meter lange Segler nahm bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 74 Stundenkilometern und zwei bis drei Metern Seegang Wasser. Die bordeigene Lenzpumpe kam dagegen nicht mehr an, dann fiel der Motor aus. Der Besatzung blieb nur der Versuch, unter Segeln den Windschutz von Rügen zu erreichen – während an Bord die Kommunikation fast vollständig abriss.
Seenot vor Rügen
Gegen 20.15 Uhr erreichte die Notmeldung die Rettungsleitstelle See, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) in Bremen. Die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) reagierten sofort: Das Seenotrettungsboot KURT HOFFMANN aus Glowe und der Rettungskreuzer HARRO KOEBKE aus Sassnitz nahmen Kurs auf den Havaristen.
Gleichzeitig baten die Seenotretter mehrere Schiffe im Revier, nach dem vermissten Zweimaster Ausschau zu halten, darunter das Forschungsschiff Elisabeth Mann Borgese, das Einsatzschiff Bamberg der Bundespolizei See sowie das Mehrzweckschiff Arkona. Es war die Besatzung der Elisabeth Mann Borgese, das den Segler schließlich entdeckte, rund zwei Seemeilen nördlich von Kap Arkona. Nur wenige Minuten später war auch die HARRO KOEBKE zur Stelle.
Einsatz im Sturm
Mit dem Tochterboot NOTARIUS gingen die Seenotretter längsseits, während das Mehrzweckschiff Arkona Windschutz gab. So funktioniert Solidarität auf See. An Bord der Segelyacht: erschöpfte Menschen, durchnässt, seekrank, unterkühlt. Besonders einem jungen Mann ging es schlecht – er wurde sofort medizinisch erstversorgt und später nach Glowe gebracht, wo ein Rettungswagen wartete.
Währenddessen blieb der Rest der Crew weiter an Bord. In einem komplizierten Manöver gelang es den Seenotrettern, das eindringende Wasser zu lenzen und die Yacht zu stabilisieren. Doch der Sturm ließ kaum nach. Erst gegen 1.30 Uhr am frühen Morgen erreichte der Verband nach einem riskanten Schleppmanöver schließlich sicher den Hafen von Glowe.
Für die acht Menschen an Bord des polnischen Zweimasters endete diese Nacht in Sicherheit. Ohne die schnelle Hilfe der Seenotretter hätte der Notfall dramatisch enden können. Wir können es gar nicht oft genug schreiben: Gut, dass es die Profis in den roten Overalls gibt...