Der erste Abend des Jahres 2019. Ein Sturm zieht über die Nordsee und über die Insel Ameland. Vor der Strandbar „The Sunset“ trägt die Nordsee Sand ab. Ein Schauspiel, das auch nachdenklich macht.
Ein richtiger Orkan oder ausgewachsener Wintersturm ist es nicht. Beaufort Acht, „büsschen Wind“, so werden die meisten das wohl bezeichnen, vor allem jene, die Nordseewetter gewohnt sind. Und doch hat dieser erste Sturm des Jahres 2019 etwas Unheimliches. Vor der Strandbar „The Sunset“, nahe des Leuchtturms des Dorfes Hollum, hat man eine Barriere aus Sand aufgeschüttet, um das Lokal zu schützen. Man kann nun sehen, wie der Sturm mit jeder Welle etwas Sand abträgt. Wieder und wieder, Welle um Welle. Im Sommer wirbt die Bar damit, „Ibiza an der Nordsee“ zu bieten. Danach sieht es grade nicht aus. Eher nach „Blankem Hans“.
An den Tagen zuvor sind wir entlang des Spülsaums spazieren gegangen. Auch hier war an vielen Stellen zu sehen, welche Wunden die Stürme entlang der Küstenlinie hinterlassen haben. An einigen Abschnitten fehlt der Sand. An anderen stapelnd sich Sandsäcke aus Plastik dort, wo einmal die Dünen waren. Auf vielen Nordseeinseln ist das so, egal, ob man nach Vlieland geht, nach Langeoog oder nach Sylt. Es wird ungemütlich auf den Wellenbrechern vor der Küste.
Auf Ameland und anderswo: die Stürme werden heftiger
Was Insulaner jeden Tag in ihrem Alltag erleben, deckt sich mit den Daten der Wetterexperten: Der Meeresspiegel steigt. Die Stürme werden heftiger, in Intensität und Dauer. Und auf die Inseln, die als erste die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen, kommen ungemütliche Zeiten zu.
Als wir es uns vor dem Kamin der Strandbar bequem machen, bei kaltem Bier und heißen Bitterbollen, erzählt der Barkeeper, dass ein Sturm vor drei Jahren schlimmer war. Damals wurde der Inhalt des Weinkellers mitgespült. „Die Flaschen hat man damals auf der Nachbarinsel Terschelling gefunden“, sagt er mit einem Grinsen. Es wirkt ein wenig gequält.
Draußen heult der Sturm um die Strandbar.
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