Für manche ist die „Amerigo Vespucci“ das schönste Schiff der Welt. Dabei hat das Schulschiff der italienischen Marine nichts von der Eleganz eines Clippers wie etwa der „Cutty Sark“ oder einem der Flying-P-Liner. Sie ist eher ein wenig klobig und sieht aus wie eine Fregatte aus einer Verfilmung der „Pirates of the Carrabean“. Die Außenhaut ist dunkelblau und weiß, am Bug und Heck schimmern vergoldete Schnitzereien. Statt Johnny Depp mit Fusselbärtchen steht an diesem Abend ein geschniegelter Offizier an der Pier der Überseebrücke im Hamburger Hafen.
Michele heißt er, Offiziersanwärter im ersten Jahr. Er sagt, dass er stolz ist, auf diesem Schiff ausgebildet zu werden, als Offiziersanwärter der Marineakademie in Livorno. 426 Soldaten gehören zur Besatzung, darunter hundert männliche und weibliche Kadetten. Auf dem Weg nach Hamburg war die See ziemlich rau, erzählt Michele, das Schiff kam aus Reykjavik.
Das schönste Schiff der Welt
54 Meter hat der höchste der drei Masten der „Amerigo Vespucci“, die 24 Segel halten und 36 Kilometer Tauwerk. Abends werden sie in den Farben Italiens angestrahlt, eine charmante Idee. Zehn Knoten schafft die alte Dame, 101 Meter lang und 16 Meter breit, bei Windstille hilft ein Dieselmotor. Alles an Bord ist ein Paradies für Liebhaber traditioneller Schiffe: Eiche, Kastanie und Edelhölzer, wohin man sieht.
1930 wurde der Segler gebaut und nach dem Kaufmann und Seefahrer Amerigo Vespucci benannt – der auch dem amerikanischen Kontinent seinen Namen gab. Inspiriert wurde ihr Design tatsächlich von Fregatten aus der Zeit der Piraten-Filme: 74-Kanonen-Schiffe aus dem späten 18. Jahrhundert waren die Vorlage für den Bau. Abgesehen von den Kriegsjahren war der Segler immer im Dienst; meistens ist er in Europa unterwegs, doch segelte auch schon nach Südamerika und überquerte den Pazifik (was auf einem Segler ein besonderes Erlebnis sein muss).
Wir haben die Crew in den Hai geschickt
Zum offiziellen Besuchsprogramm der Crew gehörten die Elbphilharmonie und das Internationale Maritime Museum. Das ist ja schon mal nicht schlecht, aber wir haben Michele in die Haifisch Bar geschickt, für echtes Hamburg an der Wasserkante. Nächster Hafen: Portsmouth in England.
TIPP: Die Amerigo Vespucci kann Sonnabend (18/8) und Sonntag (19/8) an der Überseebrücke besichtigt werden, ab 15:30 bis 18:30 Uhr, der Eintritt ist frei. U-Bahn-Haltestelle Baumwall, es ist schwierig, Parkplätze zu finden. Am Montag um 12 Uhr segelt die Amerigo Vespucci wieder los.