Am 16. März 1842 läuft das Dampfschiff HMS Driver im südenglischen Portsmouth aus. Sie soll das erste Dampfschiff sein, das die Welt umrundet – auf einer abenteuerlichen Reise, die mehr als fünf Jahre dauern wird…
Die HMS Driver wird als Raddampfer mit den Masten einer Brigg im südenglischen Portsmouth gebaut. Sie ist 54 Meter lang, 10 Meter breit – und fortan die Heimat für 175 Mann Besatzung. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, wie sich so viele Männer während einer so langen Zeit einen so engen Raum teilten.
Erstes Dampfschiff, das die Welt umrundet
Das Schiff der Royal Navy ist mit vier großen Geschützen bewaffnet: zwei 68-Pfünder und zwei 34-Pfünder. In einer anderen Quelle ist davon die Rede, dass das Kriegsschiff sogar mit sechs Geschützen bewaffnet war. Aufmerksamkeit erregt beim Stapellauf die Galionsfigur am Bug: Sie zeigt einen englischen Postkutscher mit Übermantel und Peitsche. Leider ist davon keine Abbildung überliefert.
Kommandant der Reise ist Samuel Fielding Harmer, Mitte 40, ein erfahrener Seemann, der zuvor in Amerika gedient hatte und dort auf einem Walfänger Schiffbruch erlitt. Er stirbt allerdings nach einem Jahr an Bord an einem Fieber vor Indien. Das Schiff ist dorthin beordert worden, um Piraten zu bekämpfen. Auch an der Küste von China ist es eine Zeitlang stationiert, um die Routen der Teeklipper zu sichern.
Am 4. Dezember erreicht die HMS Driver als erstes Dampfschiff den Hafen von Fremantle im Westen Australien. Es kommt zu einem Missverständnis. Als die Menschen im Hafen Rauch sehen, denken sie, dass das Schiff brennt. Im Januar 1846 kommt der Dampfer in Sydney an, wo er Proviant und Kohle für die Überfahrt nach Neuseeland bunkern soll. Auch in Auckland wird sie als Pionier der Dampfschifffahrt in die maritime Geschichte eingehen.
Aufstand der Maori
Die britischen Kolonialherren setzen das Kriegsschiff gegen den Aufstand der Maori ein. Zum einen, um Truppen zu transportieren. Zum anderen, um einen Eindruck zu hinterlassen. Denn die Einheimischen können kaum glauben, was sie sehen: Ein Schiff, das mit Feuern im Inneren fährt und sich gegen Wind und Wellen durch die See kämpft? Wie ist das möglich. Wo immer das Schiff aufkreuzt, versammeln sich nach zeitgenössischen Berichten Maori, um es zu bestaunen.
Matrosen der HMS Driver sind auch an einem Überfall auf eine Siedlung beteiligt, bei der Te Rauparaha, der ranghöchste Häuptling der Maori, gefangen genommen wird. Man behandelt ihn aber nicht wie einen Häftling, sondern eher wie einen Gast. Ein kluger Schachzug: Als man ihn einige Monate später freilässt, leistet er keinen Widerstand mehr gegen die Kolonialisten.
Matrose des Mordes überführt
Die HMS Driver setzt Kurs zurück nach England. Ein Stop in Hongkong geht auf brutale Weise in die Historie ein: Ein Matrose von Bord ist der erste Europäer, der in der Stadt gehängt wird. Der Mann heißt Ingwood und ist des Mordes überführt. Er hatte einen Zechkumpanen über Bord geworfen und zugesehen, wie der Mann ertrank.
Am 14. Mai 1847 vollendet das Dampfschiff seine Reise um die Welt. Es ankert vor Spithead nahe Portsmouth, also jenem Hafen, in dem das Abenteuer fünf Jahre zuvor begann.
Du hast diese Geschichte gerne gelesen? Dann freuen wir uns, wenn Du uns einen Kaffee spendierst! Geht ganz einfach hier. Dankeschön.