Wenn Briten in Umfragen nach dem größten Held der Geschichte gefragt werden, steht ein Name jedes Mal weit oben: Horatio Nelson. Die Geschichte eines Mann, der als Seeheld galt, auch für seinen Führungsstil berühmt wurde und in einem Rumfass endete.
Horatio Nelson wird in Großbritannien verehrt, bis heute. Nicht nur, weil er Erfolg hat, meistens jedenfalls, sondern weil er sich durch zwei besondere Charakterzüge auszeichnet: Er besitzt eine natürliche Autorität, er motiviert seine Leute durch sein Einfühlungsvermögen, seine Entschlossenheit und seinen Mut. Vor der Schlacht erklärt er seinen Leuten, was er plant. Er lässt ihnen bei der Umsetzung weitgehend freie Hand. Im Englischen nennt man diese Art Führungsstil seither: „the Nelson touch“.
Außerdem wagt es Horatio Nelson, der schon als Kind, im Alter von 12 Jahren, zur Navy ging, immer wieder den Widerspruch gegen seine Vorgesetzten. Er ignoriert Befehle oder legt sie großzügig aus, wenn sie für ihn keinen Sinn ergeben. Wie 1801, bei der Seeschlacht um Kopenhagen. Der Oberbefehlshaber gibt das Kommando: Rückzug.
Horatio Nelson segelt weiter, angeblich, weil er das Signal nicht gesehen hat, und bringt die Dänen zur Kapitulation.
Legendär ist auch seine Taktik in Seeschlachten: Üblicherweise fahren die feindlichen Verbände parallel nebeneinander her und beschießen sich mit ihren Kanonen. Nelson aber durchbricht die Linien des Gegners. Es ist ein riskantes Manöver, jedes Mal, doch seine Kanoniere sind schneller als alle anderen – und Nelson scheut auch den Nahkampf nicht.
Die Schlacht von Trafalgar
21. Oktober 1805, Schlacht von Trafalgar, das berühmteste Gefecht zur See überhaupt. Napoleon plant die Invasion Englands, doch Nelson stellt die Flotte des Franzosen am Kap Trafalgar in der Straße von Gibraltar. Der Brite quert die feindlichen Linien. Er nimmt in Kauf, dass sein Schiff minutenlang von den feindlichen Kanonen beschossen wird, ohne dass er das Feuer widern kann. Dann attackiert er aus nächster Nähe das Flaggschiff des Gegners.
Ein Scharfschütze erwischt Nelson. Die Kugel durchschlägt die Lunge und die Wirbelsäule. Im Sterben stammelt der Admiral noch zwei Sätze, die in die Geschichte eingehen. „Kiss me Hardy“, bitte er seinen Vizeadmiral Thomas Hardy, was dieser auch tut. Die letzten Worte des Seehelden, in den Armen Hardys: „Thank God I have performed my duty“. Gott sei Dank habe ich meine Pflicht erfüllt.
Horatio Nelson endet im Rumfass
Seine Crew konserviert den Leichnam in einem Rumfass und bringt ihn zurück nach England, wo er ein Staatsbegräbnis mit allem Pomp bekommt. Seine Mannschaft aber, so geht die Legende, trauert auf eine Weise: Sie säuft den Rum, in dem ihr geliebter Kapitän seine letzte Reise angetreten hat.
Nelson hätte es wohl gefallen.