Für Obdachlose ist die Weihnachtszeit besonders hart. Ankerherz-Autor Dominik Bloh erinnert sich daran, wie das damals für ihn auf der Straße war. In diesem Jahr hat er Hoffnung zu Weihnachten – und das hat mit einem Café namens „Sonnenschein“ zu tun, das er mit ins Leben rief. Ein Weihnachten für Obdachlose.
Es ist einer der Tage, an denen ich mir immer schlimme Gedanken gemacht habe. Ob ich das wollte oder nicht. Ich wurde traurig an diesem Tag. Ich war alleine. Meine Freunde und Leute waren bei ihren Familien.
An Heiligabend habe ich mein Leben immer mit dem anderer Menschen verglichen. Ich bin draußen umhergelaufen und habe mich mit jenen verglichen, die hinter der den Fensterscheiben am Tisch saßen, gemeinsam aßen und zusammen eine schöne Zeit verbrachten. Da habe ich mich besonders einsam gefühlt. Es war schwer, ohne Neid und Missgunst zuzusehen. Weihnachten für Obdachlose – eine besonders schwierige Zeit.
Mein Peter Pan Weihnachten
An diesen Abenden habe ich meine Phantasie benutzt. Das habe ich auf der Straße oft getan. Es ist schwer, etwas Gutes in einer schlechten Situation zu sehen. Dann braucht man ein paar wunderbare Gedanken. Ich habe viel für Peter Pan übrig. Ein verlorener Junge. Das verstehe ich. Er benutzt seine Phantasie, um Dinge besser zu machen.
Das Festmahl, das ich nicht hatte, habe ich mir also einfach vorgestellt, während ich aus einem Suppenschüssel löffelte. Ich erinnerte mich daran, wie ich irgendwann mal Fondue oder Raclette aß. Ich suchte in meiner Erinnerung nach dem Geruch und Geschmack.
Weihnachten für Obdachlose
Wir werden in diesem Jahr unser „Sonnenschein Cafe“ öffnen, eine Anlaufstelle für Obdachlose. Es gibt ein leckeres Menü. Wir feiern gemeinsam. Jeder ist herzlich eingeladen. Manche Menschen von der Straße haben wahrscheinlich schon sehr lange kein Weihnachten gefeiert.
Die Vorweihnachtszeit hat sich in diesem Jahr anders für mich angefühlt. Ich war zwei Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Ohne den Schnee sind es tatsächlich nur Buden. Die Magie und der Zauber den solche Orte haben kann man nicht erzeugen. Der Schnee fehlt einfach.
Die Lichter sind das Schönste für mich. Sie geben mir ein geborgenes und warmes Gefühl.
Das Schlimmste ist einfach, an Weihnachten draußen sein zu müssen. In der Kälte, im Regen, im Wind. Mein Weihnachtswunsch ist der gleiche wie im vergangenen Jahr. Ich wünsche mir, dass die Türen des Winternotprogramms der Stadt Hamburg über Weihnachten und Silvester für die Menschen offen bleiben. Dass sie nicht tagsüber nach draußen geschickt werden. Über Weihnachten hat jeder eine ruhige besinnliche Zeit verdient.
Die Lichter sind das Schönste
Außerdem: Der richtige Winter kommt erst noch. Gönnt den Menschen eine Pause! Silvester ist für Obdachlose schwer zu ertragen. Querschläger Böller, aber auch Raketen sind eine Gefahr für die Menschen und ihre Platten. Dann wird die Straße zur noch größeren Gefahrenzone. Öffnet das Winternotprogramm!
Das wäre ein schönes Geschenk.
Dominik Bloh, Jahrgang 1988, lebte elf Jahre lang immer wieder auf den Straßen von Hamburg. Sein Buch über sein Leben heißt: „Unter Palmen aus Stahl“, und wurde ein SPIEGEL-Bestseller. Überall im Handel und HIER im Onlineshop von Ankerherz.