Fußball war meine Kindheit. Ich brauchte nur einen Ball, um glücklich zu sein. Als erstes habe ich gegen das Garagentor geschossen, dann im Garten gegen die Mauer. Ich erinnere mich an unsere Ausflüge in den Sportpark. Die „Großen“ haben immer die Tore besetzt. Also machten wir am Zaun unsere eigenen Tore. An manchen Stellen gab es Stangen zum Eingrenzen, sonst legten wir unsere Pullover als Pfosten hin. Ich war der Stürmer, und meine Oma stand im Tor.
Wir sind vom Süden in den Norden gezogen. Es war ein winziges Dorf in Schleswig-Holstein. Ich war im Reich meines Stiefvaters, mit dem ich mich nicht verstand. Ich hatte keine Freunde, meine Großeltern waren am anderen Ende des Landes. Alles, was mir blieb, war der Fußball. Ich war immer draußen. Es gab ein Tor, das Gras auf der Wiese wurde kaum gemäht, manchmal waren die Halme kniehoch. Ich dribbelte über die Wiese.
Es gab sonst auch nicht viel zu tun, also bin ich immer wieder auf das Tor zugerannt. Im Grunde bin ich weggelaufen, doch wenn es dunkel wurde, musste ich wieder zurück.
Wir zogen nach Hamburg. An meinem ersten Tag besuchte ich in der Alsterdorfer Straße meine Grundschule. Auf dem Schulhof war ein kleiner Bolzplatz. Ein Ball lag herum und ich kickte ihn gegen das Metalltor. Zwei Jahre lang habe ich den ganzen Tag auf dem Platz gebolzt. Von der Schule schnell nach Hause, Nudeln mit Ketchup oder Ravioli verputzt und wieder raus. Dass wir kein Geld hatten, wusste ich, dass wir manchmal nichts zu essen hatten, war okay.
Ich brauchte nicht viel, ich wollte nur Fußball spielen.
Beim VFL93 habe ich dann zum ersten Mal in einem Verein gespielt. Ich war angekommen. Der Sport brachte mir Freunde und einen Halt. Fußball hat mir gut getan. Es war magisch.
Das Jahr 1996 ist das erste Jahr, in dem ich Fußball als Profisport wahrgenommen habe. Es waren auch die schöneren Abende in der Zeit in Schleswig-Holstein. Die Europameisterschaft bleibt mir gut im Gedächtnis. Meine Mutter hat sich nicht oft gefreut. Doch als Deutschland das Elfmeterschießen gegen England gewonnen hat, ist sie aufgesprungen und hat gejubelt. Diese Freude habe ich bei ihr nie wieder gesehen.
https://www.youtube.com/watch?v=SbuolXXyGtw
Fußball und ich
Ich war sieben oder acht Jahre alt zu der Zeit. Wir durften aufbleiben und die wichtigen Spiele anschauen, auch wenn es später war. Das Golden Goal von Bierhoff.
Durch diese Europameisterschaft wurde Fußball zum Traum.
Wenn ich heute die WM-Spiele gucke, spüre ich keinen Zauber. Die Magie ist weg. Es ist nur noch eine große Show. Brot und Spiele. Immer das gleiche Spiel. Dass ich trotzdem schaue, ist einfach nur noch Gewohnheit. Leidenschaft, die gibt es nicht mehr.