Jeden Samstag schreibt Ankerherz-Autor Dominik Bloh seine Kolumne „Auf den Straßen von Hamburg“. Sie erscheint in der Hamburger Morgenpost und in seinem Ankerschmerz-Blog. Diesmal: Über einen Auftritt in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz.
Ich war Gast in der ZDF-Sendung von Markus Lanz. In der letzten Talkshow von „3nach9“ im November hatte ich eine graue Jogginghose an. Für Lanz kaufe ich eine neue Hose und gehe zum Friseur. Ich habe bisher keinen Wert darauf gelegt, doch heute will ich gut aussehen.
Ich werde freundlich begrüßt. Es ist ein sonniger Nachmittag und es gibt einen Balkon, auf dem man rauchen kann. Die anderen Gäste trudeln ein. Ex-Bundesfinanzminister Hans Eichel zum Beispiel, er trägt einen Rucksack. Sehr entspannter Mensch.
Der Bundesminister ist entspannt
Ich sage ihm, dass seine Politik mein Leben beeinflusst hat. Ich bin mit 16 Jahren in diese Hartz-Maßnahmen gekommen. Das Credo lautet: Fördern und Fordern. Ich konnte oft nicht leisten, was von mir erwartet wurde. Die Strafe waren Sanktionen, bis zu einhundert Prozent. Kein Geld, für gar nichts. So bin ich zweimal auf der Straße gelandet.
Andrea Hniopekvon der Caritas ist da, sie bringt in der Sendung gute Argumente und teilt Spitzen gegen die Politik aus. Ein Ökonom, der mit seiner Pressesprecherin kam und ein sehr lautes Organ hat, fragt jeden, den er trifft, was „sein Job hier“ ist. Irgendwie schräg, aber nett. Jorge Gonzales sorgt für den Glamour, mitsamt Entourage und auf High Heels.
https://www.youtube.com/watch?v=teO4GlqbAws
Ich habe ihn schon einmal getroffen, bei einem Weihnachtsessen für Obdachlose, bei dem er mithalf. Er erinnert sich nicht mehr daran, doch für mich war das ein besonderer Abend. Ich lebte auf der Straße. Es saßen noch andere Menschen am Tisch. Zwei Wochen später bekam ich einen Anruf: „Die Leute, die von deiner Geschichte gehört haben, wollen eine Wohnung für dich suchen!“ Genau so ist es gekommen.
Angenehmes Gespräch mit Markus Lanz
Doch zurück zu Lanz. Die Zuschauer werden reingelassen. Der Moderator kommt in den Raum und begrüßt seine Gäste. Ab ins Studio. Jetzt folgt der Gang zum Platz. Markus Lanz drückt meine Hand und sagt, dass ich nicht aufgeregt sein muss.
Ich bin als letzter Talk-Gast an der Reihe und führe ein angenehmes Gespräch. Es gibt viele Geschichten über Markus Lanz die ich im Vorfeld gehört habe. Wir unterhalten uns gut und auf Augenhöhe. Im Nachgespräch gibt er zu, dass er mir so einen Auftritt nicht zugetraut hätte. Er sagt noch eine andere Sache in einer Art und Weise, die nichts mehr mit einer Maske zu tun hatte. Das war echt und dafür hat er meinen Respekt.
Champagner statt Tetra Pak
Nach der Sendung gibt es noch Champagner. Auf der Straße ist es halt Tetra Pack und hier Schampus. Getrunken wird überall in diesem Land. Hans Eichel kommt noch einmal zu mir und verspricht, das Thema an den richtigen Stellen anzusprechen. Er notiert sich den Namen meines Buches. Dann setzt er den Rucksack auf und verabschiedet sich.