Chemiekalientanker leitet Abwasser in die Nordsee vor Cuxhaven

Chemiekalientanker leitet Abwasser in die Nordsee vor Cuxhaven - Ankerherz Verlag

Ein Chemikalientanker hat illegal Abwasser in die Nordsee vor Cuxhaven eingeleitet. Beamte der Wasserschutzpolizei kamen den Umweltsündern auf die Schliche. Ein Schiffsoffiziere fälschte obendrein Urkunden. Über die Höhe der Strafe werden sich allerdings einige wundern…

Wie die Leitstelle der Wasserschutzpolizei in Cuxhaven mitteilt, waren die Beamten wegen des seltsamen Kurses auf den Chemikalientanker unter Flagge der Marshall-Inseln aufmerksam geworden. Das Schiff fuhr ungewöhnlich langsam und wechselte ständig den Kurs. Es ab auch keinen Zielhafen an. Satellitenaufnahmen zeigten den Beamten eine Verfärbung des Wassers. Hier leitete jemand Abwasser in die Nordsee!

„Es bestand der Verdacht, dass der identifizierte Chemikalientanker Tankwaschwasser einleitete, ohne ‘en route‘ zu fahren. Und ohne im vorherigen Abgangshafen Brake nach dem Löschen der Ladung Palmöl die vorgeschriebene Tankvorwäsche inklusive der Abgabe des Waschwassers ordnungsgemäß durchgeführt zu haben“, sagte eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei.

Chemikalientanker lässt Abwasser ab

Palmöl gehört wie Paraffin zu den sogenannten „persistenten Stoffen“. Was bedeutet, dass Rückstände schwer abbaubar sind. Aufgrund ihrer großen Stabilität können persistente Stoffe und deren Um- und Abbauprodukte über die Nahrungskette in die Organismen gelangen und schädigen. Zudem schwimmen die Rückstände auf und werden unter anderem an Stränden der Nordsee angespült. Eine echte Sauerei am Strand ist also möglich.

Weil das Schiff vor dem möglichen Verstoß im Braker Hafen gelegen hatte, übernahmen die Wasserschutzpolizei in Brake und die Station Cuxhaven, wo das Schiff zum Bunkern anlegte, die Ermittlungen. Bei einer Kontrolle an Bord stellten die Beamten fest, dass der Chemikalientanker mindestens neun Kubikmeter weniger Tankwaschwasser an Land abgegeben hatte als dies vorgegeben war.

Offizier fälscht Urkunden

Wie es zu den Ungereimtheiten kam, wurde rasch klar: Der verantwortliche Schiffsoffizier hatte die Abgabebescheinigung gefälscht. Damit versuchte er vor den Beamten, neun Kubikmeter Abwasser zu kaschieren. Wegen der Urkundenfälschung ordnete die Staatsanwaltschaft Hamburg eine Sicherheitsleistung an. 500 Euro.

Weitere Ermittlungen ergaben, dass es zu einer unerlaubten Einleitung von insgesamt 500 Kubikmetern Tankwaschwasser in der Nordsee vor Cuxhaven an. Dafür setzte die Ordnungsbehörde (BSH in Hamburg) Sicherheitsleistungen von 10.000 Euro gegen den verantwortlichen Schiffsoffizier sowie 5000 Euro gegen den Kapitän fest. Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei dauern noch an. Danach wird sich zeigen, ob und in welchem Umfang die Reederei belangt wird.

Wieso sind Strafen so gering?

Die zu erwartenden Strafen fallen im Vergleich zu Ländern wie den USA gering aus. Wer dort Gewässer verunreinigt, wird in einigen Fällen mit Millionenstrafen belegt. 2016 wurde der Kreuzfahrtkonzern Carnival Group nach Verunreinigungen zu einer Zahlung von 40 Millionen $ verurteilt. Wiederholungstäter trifft es besonders hart. Wieso die Strafen hierzulande so gering ausfallen? Bei der ermittelnden Beamten der Wasserschutzpolizei führen die laschen Strafen zu Frustration, wie wir von Ankerherz erfahren haben. „Man hat nicht das Gefühl, das Umwelttäter abgeschreckt werden“, sagte uns ein Beamter.

Manche Reedereien lassen es anscheinend „darauf ankommen“, in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden. In Hamburg leitete ein Frachter vor einigen Monaten große Mengen Schmutzwasser ins Hafenbecken (!) ein. Die Strafe entsprach der rechtlich möglichen Höchstsumme: 50.000 €.

Aus unserer Sicht fehlt da mindestens eine Null an der Strafe…

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