Ein Großcontainerschiff hat offenbar hochbelastetes Abgas-Waschwasser einfach im Hamburger Hafen und der Elbe entsorgt. Es ist ein Fall, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist. Wir haben erfahren, um welches Schiff und welche Reederei es sich handelt – und das Unternehmen um eine Stellungnahme gebeten.
Aufgefallen war das 300 Meter lange Schiff am Montag bereits in Cuxhaven, als es von der Nordsee Richtung Hamburg unterwegs war. Spaziergängern auf dem Elbdeich fielen starke Abgaswolken auf, die in den Abendhimmel aufstiegen. Die Passanten informierten die Wasserschutzpolizei in Cuxhaven. Als das Schiff dann kurz nach Mitternacht in Hamburg festmachte, gingen Beamte der Hamburger Wasserschutzpolizei an Bord.
Sie fanden bei der Kontrolle erste Hinweise darauf, dass Umweltvorschriften missachtet wurden. Speziell ausgebildete Kollegen nahmen das Schiff dann bei einer MARPOL-Inspektion genauer unter die Lupe. Diese „Marine Pollution“-Kontrolle soll Meeresverschmutzung durch Schiffe verhindern.
1000 Tonnen Abwasser im Hamburger Hafen
Ergebnis: Der Kapitän, ein 56 Jahre alter Ukrainer, hatte die Abgasreinigungsanlage „Open Loop Schrubber“ erst kurz vor dem Liegeplatz auf das geschlossene System umstellen lassen. Mehr als 1000 Tonnen hochbelastetes Abgas-Waschwasser waren zu diesem Zeitpunkt bereits in die Elbe geströmt. Auf der Elbe und im Hafengebiet ist nur das geschlossene System erlaubt. Beim offenen System („Open Loop Scrubber“) wird Wasser von außerhalb angesaugt, um die die Schiffsabgase zu reinigen. Anschließend pumpt man dieses Abwasser wieder von Bord. An sich schon eine Sauerei – aber zumindest in Häfen und Flüssen verboten.
Die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie verhängte die höchste Strafe, die im Wasserhaushaltsgesetz vorgesehen ist: 50.000 €. Es handelt sich um eine Ordnungswidrigkeit (!). Der eigentliche Verdacht auf Luftverschmutzung, wegen dem die Beamten an Bord gegangen waren, bestätigte sich nicht.
Das Schiff befindet sich mittlerweile wieder auf der Nordsee, mit Kurs Antwerpen. Wir haben die Reederei zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Kommentar dazu: Solange ein solches Verhalten „nur“ eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat darstellt, werden sich solche Verstöße durch Kapitäne wiederholen. Das Wasserhaushaltsgesetz muss an dieser Stelle endlich verschärft werden. 50.000 € zahlt diese Reederei aus der „Portokasse“. An der Strafzahlung fehlen zwei Nullen. Auch sollte in solchen Fällen das Schiff länger „an die Kette“ gelegt werden.