Impfungen für die Freiheit: Im Hamburger Hafen wurden am „Tag der Seeleute“ erstmals Seeleute gegen Corona geimpft. Für die meisten bedeutet es ein Ende der Gefangenschaft an Bord: Langgang ist wieder möglich.
Vor dem Seemannsclub „Duckdalben“ nahe des Terminals Eurogate bildete sich in den Mittagsstunden eine Schlage. Seeleute warteten darauf, an die Reihe zu kommen, um von der Hafenärztin geimpft zu werden. Einige sind seit Monaten auf den Meeren unterwegs. Doch Landgänge sind in der Corona-Pandemie vielerorts verboten und Crew-Wechsel kaum möglich. Besonders vor asiatischen Häfen ist die Lage für Seeleute katastrophal. Die Geschichte eines italienischen Kapitäns, der ohne medizinische Hilfe an Bord seines Schiffes verstarb, ging um die Welt.
Impfungen für die Seeleute
Noch immer sind nach Schätzungen knapp 200.000 Seeleute weltweit gestrandet. Sie kommen nicht nach Hause, weil Länder die Grenzen geschlossen haben, Flieger nicht gehen oder Behörden aus Furcht vor Covid-19 Crew-Wechsel verweigern. Die Seeleute leben isoliert auf den Schiffen – und nicht nur Gewerkschaften sorgen sich. Schon vor Corona gab es Berichte über die schlechte psychische Lage an Bord der Frachter.
Die USA waren das erste Land, in dem Seeleute geimpft wurden – unabhängig von ihrer Nationalität. Die Häfen in Antwerpen und Rotterdam folgten dem Beispiel. Nun gab es die ersten Impfungen auch in Hamburg, dem größten deutschen Hafen. Bislang war das ohne deutschen Pass nicht möglich. Ralf Nagel, Geschäftsführer des Reederverbandes, hofft, dass von der Hansestadt ein Signal an andere deutsche Seehäfen ausgeht. Schließlich bringen die Seeleute knapp 90 Prozent aller Waren in die Regale. Rund 1.7 Millionen Seeleute arbeiten weltweit auf 61.000 Schiffen.
Ein Zeichen von Hamburg
Es bleibt sehr viel zu tun: Impfungen im Seemannsclub „Duckdalben“ gab es für knapp 40 Seeleute. Die Aktion ist für sie wichtig – doch es bleibt bei Symbolik, solange nicht eine große, internationale Impfkampagne startet. Für die Seeleute wäre sicherlich der Impfstoff von Johnson&Johnson am Sinnvollsten, der nur einer Dosis zum vollen Impfschutz bedarf. Die Seeleute in Duckdalben wurden mit Astra-Zeneca geimpft; sie sollen die zweite Dosis erhalten, wenn ihr Schiff im Liniendienst in einigen Wochen wieder in Hamburg einläuft.