Welch ein Drama im Sturm Arwen: Seenotrettern der Station Tynemouth im Nordosten Englands ist es gelungen, sechs Fischern das Leben zu retten. Knapp 70 Seemeilen (ca. 130 Kilometer) vor der Küste.
Was die Seenotretter im Orkan auf der Nordsee leisteten, ist kaum zu ermessen. Ein 14 Meter langer Trawler gab ein Mayday durch. An Bord: sechs Fischer. Nach einem Ausfall der Maschine trieb das Fischereiboot in der schweren See. Lebensgefahr!
Bei sechs Meter hohen Wellen und Sturm in voller Orkanstärke lief der Seenotrettungskreuzer in Tynemouth aus. „Was wir erlebten, gehört zu den schwierigsten Bedingungen, die ich jemals sah“, sagt Michael Nugent, der erfahrene Coxwain der Station (vergleichbar mit dem deutschen Vormann). Er ist seit 36 Jahren in Diensten der RNLI.
Drama in Sturm Arwen
Er musste sich nicht nur um die Fischer, sondern auch die Sicherheit seiner Crew sorgen. Immer wieder krachten Brecher aufs Deck des Seenotrettungskreuzers. Viereinhalb Stunden (!) lang kämpften sich die Retter durch die Wellen. Bei sechs Meter Wellenhöhe eine Leine zu übergeben, gestaltete sich schwierig. „In einem Moment schauten wir rauf zum Trawler, im nächsten war er tief im Wellental“, steht im Einsatzbericht. Sechs Meter Schwell bedeuten einen Höhenunterschied von zwölf Metern und mehr.
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Als es gelang, begann der Heimweg. Die einzige Möglichkeit, die Fischer bei diesen Bedingungen in Sicherheit zu bringen. 70 Seemeilen zurück in den Hafen von Tynemouth. „Es war eine unangenehme Reise“, berichtet Vormann Nugent.
Sie dauerte insgesamt 18 Stunden.
70 Seemeilen in den Hafen
In Großbritannien kostete Sturm Arwen mindestens drei Männern das Leben. Zehntausende Haushalte waren ohne Strom. Lastwagen blieben im Schnee stecken. Auch andere Crews der Seenotretter hatten schwierige Einsätze zu meistern. Die Stationen Montrose und Arbroath schleppten einen 82 Meter kleinen Frachter nach dem Ausfall der Maschine aus der Gefahrenzone dicht unter der Küste. „Es war eine wilde Nacht, die keiner von uns so schnell vergessen wird“, berichtete der örtliche Coxswain.
Wir von Ankerherz erlebten Sturm Arwen ebenfalls auf See. An Bord der Islandfähre Norröna waren wir mit der Skua-Tour auf dem Rückweg von den Färöer nach Dänemark. Weil es dem Kapitän gelang, sein Schiff ins Auge des Sturms zu steuern (in dem das Wetter ruhiger ist) und mit ihm Richtung Süden zu fahren, bekamen wir von der Wucht des Orkans kaum etwas mit. Erst, als wir das Auge verlassen mussten, schlugen die Wellen hoch.
Die überkommende Gischt traf in einem Moment die Scheiben der Skybar auf Deck 10, also knapp 30 Meter über Wasserlinie…