Die „Cutty Sark“ mochte ein schöner und schneller Klipper sein. Einer mit einem extravaganten Namen, der auf das kurze Hemd einer Hexe in einem Gedicht von Robert Burns zurückgeht. Ihr Eigner hatte zeitgleich mit dem Stapellauf im November des Jahres 1869 ein Problem.
Am 17. November 1869 eröffnete der Suezkanal – und Dampfschiffe übernahmen den Transport des begehrten Tees von China ins Britische Königreich. Die modernen Dampfer benötigten dank dieser Abkürzung 42 Tage für den Seeweg. Segler wie die „Cutty Sark“ hingegen brauchten rund ums Kap der Guten Hoffnung im Schnitt 102 Tage. Weil es keine Option war, sie durch den langen Kanal zu schleppen, mussten die Großsegler den weiten Weg um Afrika nehmen.
Mord an Bord der Cutty Sark
Das konnte nicht lange gut gehen. Womöglich spielten die wirtschaftlichen Zwänge eine Rolle in der Geschichte um den Mord an Bord eines Schiffes, das fernab der Kontrolle der Reederei am anderen der Welt unterwegs war.
1877 holte die Crew die letzte Teeladung aus China. Danach versegelte das Schiff mit einer Kohleladung von London nach Sydney und weiter nach Shanghai. Doch Kapitän William Tiptaft fand keine Ladung. Er starb an Bord. Zu seinem Nachfolger beförderte die Reederei den jungen Ersten Offizier, einen Seemann namens James Wallace, Sohn einer wohlhabenden Familie. Die „Cutty Sark“ transportierte in den kommenden Monaten verschiedene Ladungen, etwa Kohle von Japan nach China, Jute von Manila nach New York, Tee und Post von Kalkutta nach Australien.
Seemann stirbt nach Streit
Doch gut geführt wurde das Schiff in dieser Zeit nicht. Es mangelte auf manchen Reisen an Proviant, und der Erste Offizier Sidney Smith, ein brutaler und aufbrausender Mann, tyrannisierte die Crew. Während eines Sturms in japanischen Gewässern kam es zu einem Streit mit dem schwarzen Seemann John Francis.
Dieser wehrte sich nach einer üblen Beleidigung. Smith schrie, er werde Francis nun über Bord werfen, griff nach einer Spillstange und schlug Francis nieder. Und zwar so heftig, dass das schwere Holz zerbrach. Der Seemann starb am folgenden Tag. Smith wurde in einer Kabine eingesperrt.
Doch Kapitän Wallace versuchte fortan, den Mord vor dem Erreichen des nächsten Hafens zu vertuschen. Die Crew sollte aussagen, dass Smith in Notwehr gehandelt hatte. Augenzeugen weigerten sich jedoch, das Protokoll zu unterschreiben. Als das Schiff am 17. August 1880 vor dem Hafen von Anjer in Indonesien den Anker fallen ließ, hatte der Kapitän das Beweisstück über Bord gehen lassen.
Kapitän verhilft dem Mörder zur Flucht
Und nicht nur das: Er verhalf dem Mörder zur Flucht, indem er ihn an ein amerikanisches Schiff vermittelte. Unter falschem Namen heuerte Smith auf der „Colorado“ an und konnte entkommen. Warum Wallace so handelte? Darüber rätseln Historiker.
Du willst wissen, wie es weiterging? Ob der Kapitän mit seiner Untat durchkam und ob der Mörder wirklich seiner Strafe entging, liest Du in unserem Buch "MORD AN BORD". Den vierten Band der gefeierten Reihe bekommst Du überall im gut sortierten Buchhandel und HIER bei uns!