Färöer: Massentöten von 1428 Delfinen entfacht Debatte neu

Färöer: Massentöten von 1428 Delfinen entfacht Debatte neu - Ankerherz Verlag

Auf den Färöer sind am Sonntag 1428 Delfine in ein Fjord getrieben und getötet worden. Sogar Walfänger zeigen sich schockiert vom Ausmaß dieser „Grindadrap“ genannten Jagd. Auf den Inseln im Nordatlantik ist die emotionale Debatte darüber neu entfacht.

Walfang geht auf den Färöer weit draußen im Nordatlantik, die zu Dänemark gehören, aber weitgehend autonom sind, bis in die Zeit der Wikinger zurück. Die Tiere werden von Schiffen und Booten in eine Bucht getrieben und dort geschlachtet. Der Walfang ist nicht kommerziell. Das Fleisch verteilt man im Anschluss an Teilnehmer der Jagd und an Insulaner in den lokalen Kommunen, vor allem an alte Menschen. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass das Walfleisch wegen der hohen Belastung durch Schadstoffe bedingt für den Verzehr geeignet ist.

Hauptsächlich werden Grindwale erlegt, aber manchmal auch Delfine. Laut färingischen Zeitungen wurden 2020 insgesamt 576 Grindwale sowie 35 Weißseitendelfine getötet. Die Zahl von 1428 getöteten Delfinen an einem Tag ist also außergewöhnlich hoch.

Färöer diskutieren über die Ereignisse

Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd, die seit Jahren gegen den Grindadrap kämpft, veröffentlichte ein Video und u.a. dieses Foto auf Facebook. Darauf ist zu sehen, wie Männer die Tiere aus blutrotem Wasser an einen Strand ziehen. Laut Sea Shepherd handelt es sich um die größte Herde Meeressäuger, die auf den Färöer-Inseln jemals bei einer einzigen Aktion getötet worden ist.

Die blutigen Ereignisse haben die ohnehin schon emotionale Debatte über den Grindadrap neu entflammt. Selbst Walfänger kritisierten den Fang scharf, wie Hans Jocob Hermansen, Vorsitzender des Vereins für den „Grind“: „Ich bin schockiert. Dies zerstört die Arbeit, die wir geleistet haben“.

Empörung über Ausmaß des Grindadrap

Der örtliche Vorsitzende der Walfänger im Fjord Skálafjørður, wo es zum Massenschlachten kam, sagt, er sei vorab nicht informiert worden. „Ich bin erschüttert, wie es gelaufen ist, und distanziere mich stark davon“, sagt Heri Petersen gegenüber färingischen Medien. Die Zahl der Delfine halte er für viel zu hoch.

Kommentatoren fürchten negative Auswirkungen für den Tourismus auf den Färöer, eine wichtige Einnahmequelle der abgelegenen Inselgruppe. In der Vergangenheit hatten Kreuzfahrtreedereien die Inseln mit einem Boykott belegt. Die Frage ist, ob die Ereignisse des Sonntags nun zu einem Verbot des Grindadrap führen. Seit Jahren wird auf den Inseln teil scharf darüber diskutiert. Vor allem junge Leute lehnen die blutige Tradition ab.

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