Die Hamburger Traditionswerft Pella Sietas steht vor der Insolvenz. Die Belegschaft wurde laut IG Metall Hamburg in einer Betriebsversammlung informiert. Einige Mitarbeiter warten seit Mai auf ihren Lohn.
„Die Mitarbeiter warten bereits seit Monaten auf ihre Entgelte und bekommen teilweise seit Anfang Juli Unterstützung von der Agentur für Arbeit“, sagt Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Hamburg, im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. „Die Nachricht von der Insolvenz kommt deshalb nicht unerwartet.“ Sie löste bei einigen Mitarbeitern dennoch tiefe Betroffenheit aus.
Traditionswerft meldet Insolvenz an
Schon vor einigen Wochen hatte die Hamburger Morgenpost über leere Materiallager und die Verzweiflung besonders älteren Werftarbeiter berichtet. Seitens der Werftleitung versuchte man sich zu diesem Zeitpunkt noch in Optimismus und verwies auf „sehr gut gefüllte Auftragsbücher“. Unter anderem arbeitet die Werft aktuell an einem Eisbrecher. Das 28 Meter breite Schiff soll voraussichtlich 2023 vom Stapel laufen. Auch eine Bodenseefähre sowie ein Schiff für die Reederei Norden-Frisia sollten in Neuenfelde gebaut werden.
Zuletzt aber hatte die russische Hausbank die Zahlungen gestoppt. Wegen der Sanktionen gegen Russland -verhängt nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim – konnten Pläne des russischen Eigners, Schiffe für den russischen Markt zu bauen, nicht umgesetzt werden. Wegen der Corona-Pandemie soll sich der Mutterkonzern in finanziellen Schwierigkeiten befinden.
Obwohl das Bundeswirtschaftsministeriums eingeschaltet wurde und man sich mit einer Bitte um Unterstützung an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) wandte, war es der Geschäftsführung der Werft nicht gelungen, für die nötige Liquidität zu sorgen. Auch die Stadt Hamburg wäre von der Insolvenz betroffen. Hamburg und der Bund haben gleich mehrere Bürgschaften für die Werft übernommen. Möglicherweise müssen sie nun die Schulden des Unternehmens begleichen.