Russland überfällt unter Diktator Vladimir Putin die Ukraine. Das Entsetzen ist groß. Ein großer Krieg in Europa – das galt als undenkbar. Wie konnte es dazu kommen? Diese Kolumne schrieb Kapitän Schwandt im Mai 2016. Es ist beinahe unheimlich, wie aktuell sie ist… Hinweis: Das Buch Klare Kante, in dem sie erschien, ist leider ausverkauft. Seine Biografie „Sturmwarnung“ ist aber HIER vorbestellbar.
Putin, die AfD und die Gleichgültigkeit
Vom „Eurovision Song Contest“ (ESC) letzte Woche habe ich nicht viel mitbekommen. Ich bin beim Umschalten kurz hineingeraten, sah ein seltsam verkleidetes Mädchen mit einem Geweih aus Plüschtieren über die Bühne stapfen und dachte: „Ach du Scheiße“. Diese Sendung ist nichts für mich, ich höre Johnny Cash. Was in den Tagen danach geschah, war dann noch absurder.
Zunächst meldeten sich diese Deutschländer Würstchen von der AfD. Sie sehen im Abstimmungsverhalten der anderen Länder kein Zeichen für Reste von musikalischem Geschmack, sondern ein „Votum gegen die Flüchtlingspolitik Merkels“. Na klar, weil im Kanzleramt auch das Kostüm zusammengenäht wurde!
Putin und die AfD
Demnächst deutet die AfD auch noch den Vogelflug zum Natur-Votum gegen die Kanzlerin um: „Seht Ihr, jetzt hauen sogar schon die Vögel ab!“ Dass AfD-Politiker Björn Höcke, dieser Westentaschen-Goebbels, bei einer Veranstaltung in Paderborn von einer „Vergewaltigung“ durch Leute sprach, die „nicht einen Funken Vaterlandsliebe im Leib“ haben und damit Windräder (!) meinte, passt zum Geschrei dieser sogenannten „Alternative.“
Wenig später meckerten dann die dauerbeleidigten Russen über den ESC: Ein Skandal, dass die Ukraine mit dem Lied „1944“ über die Verfolgungen der Krim-Tarataren gewonnen hat! Der wahre Skandal scheint mir eher zu sein, dass pro-russische Soldaten systematisch Menschen in der Ost-Ukraine entführen und foltern. Viertausend Fälle sind von unabhängigen Hilfsorganisationen dokumentiert. Aber was ist das schon gegen ein Lied, mit dem man schlecht dasteht?
Wieso diese Gleichgültigkeit?
Überhaupt, Putins Russen: Kein Tag ohne Nachrichten, die sich wie schlechte Vorlagen aus Zeiten des Kalten Krieges lesen. Russische Hacker-Attacken gegen den Bundestag. Russische Geheimdienste, die im großen Stile Propaganda in den sozialen Netzwerken verbreiten, um unsere Demokratie von innen zu zersetzen. Im Sport russisches Doping im großen Stil, wie zu Zeiten, als Speerwerferinnen aus dem Ostblock mit Brustbehaarung aufliefen.
Was mich erstaunt und sauer macht, ist die lasche Reaktion hierzulande. Eine Gleichgültigkeit, die ich mir kaum erklären kann. Selbst russische Raketen auf Krankenhäuser in Aleppo werden nonchalant zur Kenntnis genommen. Schwamm drüber?
Es passt ins traurige Bild, dass die AfD sich Putins Russland annähern will, wie auch den französischen Rechtsextremen von der Front National oder der FPÖ in Österreich. „Die AfD – das sind Brüder im Geiste von Wladimir Putin, Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan: nationalistisch, autoritär und frauenfeindlich“, schrieb Justizminister Heiko Maas (SPD) in dieser Woche. Besser kann ich es auch nicht auf den Punkt bringen.
Die Biographie „Sturmwarnung“ ist aktuell vergriffen – aber hier vorbestellbar. Aus dem Leben von Kapitän Schwandt, Jahrgang 1939, der auf See und den Häfen alles erlebte. Und immer wieder klar Position gegen Rechtsextremismus bezog. Aus gesundheitlichen Gründen und wegen chronischer Leiden musste er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Viele werden danach fragen: Es geht ihm heute den Umständen entsprechend.
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