Ein Patrouillenboot der venezolanischen Marine hat ein ehemaliges deutsches Passagierschiff in der Karibik beschossen und gerammt. Weil das Schiff einen sehr harten Bug der höchsten Eisklasse hat, ging das Manöver allerdings nach hinten los.
Der Vorfall ereignete sich am Montag in der Karibik, nahe der Insel La Tortuga. Auf dem kleinen Kreuzfahrtschiff „RCGS Resolute“ (122 Meter lang, max. 180 Passagiere) liefen Wartungsarbeiten an der Maschine, als sich die „GC-23 Naiguata“ näherte, ein Patrouillenboot der venezolanischen Marine. Die „Resolute“ ist die ehemalige „Hanseatic“ von Hapag-Lloyd. An Bord befinden sich aktuell keine Passagiere.
Über Funk verlangte der Kommandeur der „Naiguata“ vom Kapitän der „Resolute“, den Hafen der venezolanischen Insel Isla Margarita anzulaufen; dort wollte man eine Untersuchung wegen einer angeblichen Verletzung der Hoheitsgewässer starten. Der Kapitän der „Resolute“ weigerte sich. Er wies darauf hin, dass man sich eindeutig in Internationalen Gewässern befand. Was bedeutet: Die venezolanische Marine hat keinerlei Recht, einem Schiff einer anderen Nation irgendetwas zu befehlen.
Das Kriegsschiff greift an
Zur Antwort schoss die „Naiguata“ aus ihren Bordkanonen. Dann folgte ein aggressives Manöver, das jeden, der etwas von Seefahrt versteht, erschaudern lässt: Das Kriegsschiff rammte die „Resolute“ an Steuerbordseite, um den Kapitän zu einer Kursänderung zu zwingen.
Dumm aus Sicht des Kriegsschiffs: Die „RCGS Resolute“ wurde mit höchster Eisklasse gebaut und kann dank eines extrem harten Bugs sogar ohne Hilfe eines Eisbrechers operieren. 2014 war es dem Kreuzfahrtschiff gelungen, sich dem Nordpol auf 480 Kilometer zu nähern. Rekord für Passagierschiffe in der Nordostpassage.
Während die „RCGS Resolute“ beim Ramm-Manöver nur ein paar Kratzer davontrug, kam es am Kriegsschiff zu einem schweren Schaden. Es sank.
Die Crew der „Resolute“ verständigte das internationale Rettungskoordinierungszentrum MRCC und blieb in der Nähe, um Schiffbrüchige aufzunehmen. Nach mehr als einer Stunde teilte das MRCC mit, dass die Hilfe der „Resolute“ nicht benötigt werde. Der venezolanischen Marine war es gelungen, die 44-köpfige Crew zu retten.
Venezuelas Diktator tobt
Wie das Verhalten des Kommandanten auf dem Kriegsschiff zu erklären ist? Darüber kann nur spekuliert werden. Die „RCGS Resolute“ fährt unter portugiesischer Flagge. Zwischen Venezuela und Portugal gab es zuletzt massive politische Spannungen, weil Lissabons den venezolanischen Oppositionsführers Juan Guaidó als rechtmäßigen Präsidenten des Landes anerkannte. Venezuelas Diktator Nicolas Maduro erklärte, die Versenkung der „Naiguata“ sei ein „terroristischer Akt und Piraterie“ gewesen.
Was es auch war. Seitens des Kriegsschiffs.