Der nächste Versuch, den vor Wangerooge festgefahrenen Großcontainerfrachter Mumbai Maersk freizubekommen, ist in die Nacht zu Freitag verschoben worden. Die elf Schlepper vor Ort sind allesamt nicht stark genug, ergaben die Berechnungen niederländischer Bergungsexperten.
Am Nachmittag wird der belgische Ankerschlepper „Sovereign“ am Havaristen erwartet. Das Schiff ist ein echter Kraftprotz mit einem Pfahlzug von 178 Tonnen. Zum Vergleich: ein Hafenschlepper schafft 60 Tonnen. Erst Anfang der Woche hatte die „Sovereign“ vor Den Haag eine Katastrophe verhindert. Im letzten Moment gelang es, einen auf den Strand zutreibenden Stückgutfrachter zu sichern (hier geht es zur Story im Ankerherz Blog).
Die Mumbai Maersk liegt knapp vor der Insel Wangerooge und ist mit bloßem Auge gut zu erkennen. Das Titelfoto stellt uns Peter Kuchenbuch-Hanken zur Verfügung. „Die Sorge auf der Insel ist groß“, sagt er. Fast alle lebten vom Tourismus. „Was, wenn das Schiff instabil wird und Schweröl austritt oder Container in die See stürzen?“
Die „Sovereign“. Foto: Niederländische Küstenwache
Mit dem Nacht-Hochwasser gegen 2 Uhr also soll der nächste Bergungsversuch über die Bühne gehen. Die Operation ist schwierig, weil das Schiff an einem Spülfeld auf Schlick festliegt. Experten des Havariekommandos sind seit Stunden an Bord, um die schweren Taue an Bord richtig zu verteilen. Das Schiff hat 7380 Container geladen, wie ein Sprecher des Havariekommandos auf Anfrage von Ankerherz sagte.
Warum fuhr Mumbai Maersk im Kreis?
Unklar ist, wie es zur Havarie kommen konnte. Die Wasserschutzpolizei ermittelt. Warum fuhr das große Schiff eine seltsame Runde? Ein Lotse war an Bord, als die Mumbai Maersk plötzlich im Kreis fuhr. Wie der NDR berichtet, könnte ein Ausfall der Ruderanlage die Ursache des Unglücks sein.
Dies wiederum dementiert die Nordsee-Zeitung mit Verweis auf das Havariekommando. Es habe weder Probleme mit Maschine noch mit Ruder gegeben. Auf Anfrage von Ankerherz wollte sich der Sprecher des Havariekommandos dazu jedoch mit Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht äußern.
Wettlauf gegen die Zeit
Spekuliert wird, ob der Kurswechsel um 22:29 Uhr mit der Übernahme des Weserlotsen zu tun hat. Das 399 Meter lange Schiff lief jedenfalls am Mittwochabend um 23:05 Uhr auf Grund. Verletzt wurde dabei niemand. Der Großcontainerfrachter, der von Asien nach Europa pendelt, kam aus Rotterdam. Nächster Hafen soll Bremerhaven sein.
Die Bergung der Mumbai Maersk wird auch ein Wettlauf gegen die Zeit. Für das Wochenende ist ein Sturm angesagt, der die Bergungsarbeiten zusätzlich erschweren könnte. Auf der Insel Wangerooge, auf der die meisten Menschen vom Tourismus leben, sind es bange Stunden…