Dramatischer Unfall auf der Seebrücke Zinnowitz: Eine Mutter (34) setzt ihren zweijährigen Sohn für ein Foto auf die Brüstung. Der kleine Junge fällt fünf Meter tief in die Ostsee.
Donnerstagabend, Urlaubstimmung auf der Seebrücke Zinnowitz: Hunderte spazieren auf dem Steg über der Ostsee. Manche schlecken ein Eis, andere trinken ein Bier. Es herrscht dichtes Gedränge, wie Zeugen berichten. Viele Feriengäste möchten ein Foto vom Sonnenuntergang aufnehmen.
Dann dieser alptraumhafte Moment: Eine Mutter setzt ihr Kind für ein Erinnerungsfoto auf die Brüstung, so steht es im Einsatzbericht der Leitstelle und so äußert sich ein Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald gegenüber Medienvertretern. Der Junge verliert das Gleichgewicht und stützt in die Tiefe. Voller Panik springt die Mutter hinterher. Sie verletzt sich beim Aufprall auf das Wasser, das an dieser Stelle knapp einen halben Meter flach ist, schwer am Fuß. Offene Fraktur des Sprunggelenks. Für das Kleinkind bedeutet aber auch diese Wassertiefe Lebensgefahr.
Drama auf der Seebrücke Zinnowitz
„Das Kind wäre fast ertrunken, konnte aber letztlich unversehrt gerettet werden. Beide kamen mit dem Helikopter ins Uniklinikum Greifswald“, sagt Achim Froitzheim, Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Bei Mutter und Sohn soll es sich um Urlauber aus Brandenburg handeln. Hunderte Feriengäste beobachteten, wie der Rettungshubschrauber „Christoph 47“ am Strand landete. Einsatzkräfte wurden aber nicht behindert.
Christian Baller, Leiter des Wachturms der Rettungsschwimmer, erklärt im Gespräch mit der Ostsee-Zeitung: „Die Frau hatte unwahrscheinliches Glück im Unglück. Wäre sie anders aufgeschlagen, hätte sie den Rest ihres Lebens womöglich querschnittsgelähmt im Rollstuhl verbracht“. Er erlebte einen solchen Unfall in knapp 30 Jahren Dienstzeit zum ersten Mal. Der Vorfall hätte nach seiner Ansicht auch tödlich enden können.
Keine Ermittlungen gegen die Mutter
Die Polizei ermittelt nicht wegen Verletzung der Aufsichtspflicht, wie eine Sprecherin der Polizeiinspektion Anklam mitteilte.
Die Seebrücke Zinnowitz ist ein beliebter Ausflugsort für Ostsee-Touristen. Das 315 Meter lange Bauwerk lockt jedes Jahr Hunderttausende Gäste an. Der Seesteg wurde bereits 1897 errichtet, damit Gäste auf Schiffe einsteigen konnten. Die heutige Seebrücke stammt aus dem Jahr 1993.
Das beschauliche Zinnowitz war in dieser Woche bereits in den Schlagzeilen: Mehrere Täter hatten jugendliche Urlauber am Strand attackiert und bestohlen. (Hier geht es zum Ankerherz Blog).
+++ Update, 17:45 Uhr +++ Inzwischen hat sich die Mutter des Jungen bei der BILD-Zeitung gemeldet. Sie sagt „Meine beiden Söhne standen vor dem Geländer. Der Größere ging wegen des Größenunterschieds in die Hocke. Sein kleiner Bruder machte das nach, verlor das Gleichgewicht und stürzte zwischen den Balken nach unten“.