Nordsee: Die Gefahr auf dem Meeresboden

Nordsee: Die Gefahr auf dem Meeresboden - Ankerherz Verlag

Wenn man die See schlecht behandelt, rächt sich das, früher oder später. Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende werden nun Bomben, Minen, Granaten und chemische Kampfmittel, die sorglos (und rücksichtslos)  in der Nordsee verklappt wurden, zu einem ernsten Problem. 1.3 Millionen Tonnen Munition, so schätzt man, sind eine veritable Gefahr auf dem Meeresboden.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg dachte man, das Meer sei eine Müllkippe. Nun holt uns die Vergangenheit ein“, sagt Sunhild Kleingärtner. Die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) ist Leiterin des von EU geförderten Projekts „North Sea Wrecks“. Erstmals untersuchen Wissenschaftler aus acht europäischen Ländern die Situation.

Die Gefahr auf dem Meeresboden

Untersuchungen in der Ostsee haben bereits gezeigt, welche Gefahr auf dem Meeresboden lauert. Toxische Stoffe wie der Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) gelangen in die See und in die Nahrungskette, wie Versuche mit Miesmuscheln in Schleswig-Holstein bereits gezeigt haben.  Auch für Fischer, die Bomben im Netz finden können (unser Ankerherz-Blogger Fischer Andre Claußen berichtete drüber), für Kabelverleger und Erbauer von Windparks stellt die Munition eine immer größere Gefahr da. Es gab auch Berichte von verletzen Spaziergängern, die am Strand glaubten, Bernstein gefunden zu haben. Dabei handelte es sich aber um das aggressive Phosphor. Auch lange nach Kriegsende ist der Kampfstoff noch gefährlich.

Mit jedem Monat, der vergeht, spitzt sich das Problem zu. Denn Metallhüllen der Munition rosten durch und setzen nach und nach die giftigen Stoffe frei. Frau Kleingärtner meint, das die raue Nordsee den Alterungsprozess noch beschleunigt. „Die Wirkung ist wie Schmirgelpapier, das über das Metall scheuert“, sagt sie.

1,3 Millionen Tonnen Munition in der Nordsee

Das EU-Projekt soll die Öffentlichkeit für das Problem sensibilisieren, aber auch konkrete Lösungsvorschläge anbieten, etwa für die Konstruktion von robotischen Bergungssystemen. Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (Awi) wollen in der Nordsee Muscheln sowie Plattfische an einer kontaminierten Stelle aussetzen, um zu analysieren, wie groß die Belastung bereits ist.

Es wird dringend Zeit, dass man der Gefahr auf dem Meeresboden begegnet.

 

Hinweis: Das Foto zum Beitrag hat Ingo Gebhard aufgenommen

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