Die Crews der Rettungsschiffe „Ocean Viking“ (Foto) und „Geo Barents“ haben 110 Flüchtlinge aus Seenot im Zentralen Mittelmeer gerettet. Wie die Hilfsorganisationen bekannt gaben, fanden sie die Menschen in überfüllten Schlauchbooten in internationalen Gewässern. Italien wies der „Ocean Viking“ bereits einen Hafen zu.
Die Crew der „Ocean Viking“, betrieben von SOS Méditerranée nahm 37 Migranten an Bord. Die Flüchtlinge waren von der nordafrikanischen Küste aufgebrochen, um die Europäische Union zu erreichen. Mehrere erlitten dabei Treibstoffverbrennungen. Das Team von der „Geo Barents“, ein Schiff der „Ärzte ohne Grenzen„, rettete 73 Leben.
Ocean Viking auf dem Weg nach Ancona
Italien wieś die „Ocean Viking“ kurz nach der Nachricht der Rettung an, den Hafen von Ancona anzusteuern. Das Ziel erstaunt: Ancona liegt nicht am Mittelmeer, sondern an der Adriaküste, ziemlich weit nördlich. Die Reise dorthin wird mindestens vier Tage dauern, schätzt die Crew.
Während die neue, postfaschistische Regierung in Rom die Zuteilung des Hafens als Mittel preist, den Geretteten schnell zu helfen, ist doch eines klar: Im neuen Dekret ist verfügt, dass die Rettungsschiffe den Hafen unmittelbar anlaufen müssen. Sie können also keine weiteren Menschen retten. Und sie haben – wie im Falle von Ancona – weite Wege vor sich. Auch während der Transferzeit kann es keine Rettungen geben.
Vor der Küste von Tunesien kam es in der Zwischenzeit zu einem neuen Unglück mit Toten. Fünf Menschen ertranken, fünf weitere werden vermisst. Dies meldeten die Behörden der Hafenstadt Sfax. 20 Flüchtlingen seien von der Küstenwache gerettet worden. Die italienische Insel Lampedusa liegt weniger als 150 Kilometer vor der tunesischen Küste. Kurz vor dem Jahreswechsel ertranken vor Marokko 13 Menschen, als ihr kaum seetüchtiges Boot unterging. Vor dem Libanon starben zwei Menschen – mehr als 200 konnte die libanesische Küstenwache retten.
Mittelmeer wird zum Friedhof
Zehntausende Menschen versuchen jedes Jahr, das Mittelmeer auf dem Weg nach Europa zu überqueren. Viele starten von Libyen, doch auch von Tunesien brechen immer mehr Verzweifelte auf. Nach Berichten der Menschenrechtsorganisation FTDES wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 rund 23.500 Bootsflüchtlinge vor der Küste Tunesiens auf See gefunden. Mehr als 580 Menschen starben oder verschwanden in dieser Zeitspanne im Mittelmeer – aber dies ist nur eine Schätzung.