Rätsel um den seit Tagen im Streit um Fischereirechte festgesetzten Kutter „Cornelis Gert Jan“ in Le Havre. Während der britische Umweltminister vermeldet, dass der Kutter freigeben wurde, widerspricht der Eigentümer des Schiffes im schottischen Dumfries. AIS-Daten zeigen, dass das Schiff weiterhin an der Pier festliegt…
Ist der Kutter wirklich freigeben? Darüber gibt es momentan Verwirrung. Immerhin, das ist die gute Nachricht: Im erbitterten Fischereistreit zwischen Frankreich und England deutet sich nach der Eskalation der letzten Wochen eine Entspannung an. Nach gegenseitigen Drohungen und Ultimaten und dem vorübergehenden Aufkreuzen von Kriegsschiffen, ein Geklimper, das mehr an 1821 als an 2021 erinnert, scheinen beide Seiten nun an einer einvernehmlichen Lösung zu arbeiten.
Die französische Regierung verkündete gestern, vorerst keine Sanktionen verhängen zu wollen. Der britische Umweltminister vermeldete heute, dass der Kutter „Cornelis Gert Jan“ freigegeben sei und signalisierte Gesprächsbereitschaft über weitere Lizenzen. Beide Seiten streiten seit Monaten über die Fischereilizenzen, vor allem um die Insel Jersey (zum Hintergrund lest Ihr hier mehr).
Ist der Kutter freigegeben?
Die Auseinandersetzung wird emotional geführt. Die Hoheit über die eigenen Gewässer war ein wichtiger Punkt der „Brexit“-Versprechen. In Frankreich hingegen sind in wenigen Monaten Präsidentschaftswahlen – niemand will die eigenen Fischer im Stich lassen. Die Festsetzung eines britischen Trawlers in Le Havre war der vorläufige Höhepunkt eines Streits, der in den Boulevardmedien uralte Ressentiments wieder aufleben ließ.
Allerdings widerspricht der schottische Reeder des Kutters der Darstellung, dass das Schiff freigeben sei. Mindestens bis zu einer Anhörung am Mittwoch liege das Schiff fest. Das Schiff war in den Hafen von Le Havre eskortiert worden, weil es angeblich nicht über eine gültige Fanglizenz verfügte. Frankreich kündigte verstärkte Kontrollen für britische Kutter, aber auch für Lastwagen an.
„Nichts am Brexit ist gut“
In einem Interview mit dem SPIEGEL sagte Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon: „Wir erleben gerade, was der Brexit wirklich bedeutet. Nichts davon ist gut.“