Jeder von uns hat einen Sehnsuchtsort. Wir von Ankerherz mögen die Nordsee, die deutschen Inseln und Großbritannien besonders, doch wir haben vor einigen Jahren die kleine Insel Anna Maria für uns entdeckt. Es ist das letzte Eiland einer Inselkette in der Bucht von Tampa, an der Golfküste von Florida. Weiße Strände, das Lebensgefühl von Florida, Seekühe und Delfine an der Pier und eine der schönsten Strandbars, die ich kenne.
Die Bilder, die uns von dort erreichen, sind niederschmetternd.
Tonnenweise treiben tote Fische an den Stränden an, von Naples im Süden bis nach Anna Maria Island. Schuld ist die „Rote Flut“, die „Red Tide“, wie die Algenblüte genannt wird. Aufnahmen in den Sozialen Netzwerken zeigen tote Haie und Delfine und Meeresschildkröten, die verendet sind. Der Gestank ist nicht nur abscheulich, sondern für Menschen mit Atemwegserkrankungen hochgefährlich. Die Gase, die der Mikro-Organismus „Karenia brevis“ freisetzt, verursachen bei Menschen Kopfschmerzen, tränende Augen und auch Asthma. In einigen Abschnitten sind die Strände – die nicht mehr weiß sind, sondern schmutzig braun – bereits gesperrt. Für die Menschen der Küste und auf den Inseln, die vom Tourismus leben, könnte es katastrophale Folgen haben. Wer kann, der reist ab. Bye, Sehnsuchtsort.
Rote Flut im Sehnsuchtsort
Die Algen der „Roten Flut“ vermehren sich aufgrund von Nährstoffen im Wasser und eines im Meer lebenden Organismus namens Dinoflagellaten. Bereits im Oktober begann die aktuelle „Rote Flut“ und breitete sich immer weiter aus. Ein Küstenabschnitt von knapp 320 Kilometern ist inzwischen betroffen – und eine weitere Ausweitung Richtung Norden deutet sich an. Forscher sehen einen Zusammenhang mit den Hurrikanen der vergangenen Saison, denn auch nach der schlimmen Hurrikansaison im Jahr 2004 kam es zu einer extremen Algenblüte.
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Unstrittig ist aber auch, dass die Überdüngung durch die industrielle Landwirtschaft eine Mitschuld an der aktuellen Misere trägt. Was auch das Blaualgenproblem erklärt, das Bewohner im Landesinneren von Florida beschäftigt. Im Süßwasser breiten sich nach schweren Regenfällen Blaualgen aus, die der Okeechoeesee in Kanäle und Flüsse spülte. An den Docks und Dämmen klebt eine breiige, grüne Masse.
Die Rote Flut ist auch vom Menschen gemacht
Die Nachrichten machen ratlos in einer Zeit, in der US-Präsident Donald Trump nicht nur das Pariser Klimaschutzabkommen gekündigt hat, sondern auch auf nationaler Ebene Umweltschutzbestimmungen lockern ließ. Was seine Politik inklusive beispielsweise der Förderung des Klimakillers Kohle anrichten wird, lässt sich überhaupt nicht abschätzen. Der Golf von Mexiko wird immer mehr zum Katastrophengebiet: Vor der Küste des US-Bundesstaats Louisiana breitet sich eine der größten Todeszonen aus, die dort je gemessen wurde. Sie umfasst inzwischen ein Gebiet von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns, in dem mangels Sauerstoff kein maritimes Leben mehr möglich ist.
Nach Ansicht von Umweltschutzorganisationen ist die Viehzucht im Mittleren Westen der USA dafür verantwortlich: Firmen aus der Fleischindustrie pflanzen dort auf riesigen Anbauflächen vor allem Mais und Soja an, zur Futtergewinnung für die Fleischindustrie. Die Düngemittel gelangen über Kanäle in die Flüsse und schließlich ins Meer.
Phänomene wie die „Rote Flut“ in Florida sind ein Zeichen, dass es höchste Zeit ist, zu handeln. Wir müssen uns engagieren, für den Schutz der Meere und allen Lebens.