Es ist exakt das Szenario, vor dem Sicherheitsexperten und Umweltschutzgruppen wie Greenpeace eindringlich gewarnt haben. Ein großer Tanker aus der russischen Schattenflotte treibt manövrierunfähig vor Rügen. Und ein Sturm zieht auf (Foto: Greenpeace).
Der Tanker "Eventin", 274 Meter lang, 48 Meter breit, vermessen mit wuchtigen 152.000 Bruttoregistertonnen, war auf dem Weg von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten, als es zur Havarie kam. Offenkundig gehört das Schiff zur russischen Schattenflotte, die das Regime in Moskau aufkaufte, um westliche Sanktionen zu umschiffen (mehr dazu HIER).
Es handelt sich dabei um alte Schiffe, die teilweise starke Mängel aufweisen unter "falscher Flagge" russisches Öl im Milliardenwert transportieren. Die "Eventin" ist unter der Flagge von Panama unterwegs und wechselte in den letzten Jahren mehrfach Namen und Besitzer.
Sie wurde 2006 als „Storviken“ unter norwegischer Flagge in Dienst gestellt, 2022 als „Charvi“ in Panama registriert und heißt erst seit Juni "Eventin". Wem das Schiff überhaupt gehört? Ebenfalls unklar. Die "Chari" war bei einer Firma in Dubai registriert, die inzwischen liquidiert ist.
Das Havariekommando in Cuxhaven hat den Einsatz übernommen. Eine Evakuierung sei derzeit noch nicht notwendig, heißt es - wie viele Seeleute an Bord sind, ist noch nicht bekannt. Das Schiff ist aktuell dicht, von einem Ölaustritt ist nichts bekannt. Das Sensorflugzeug Do 228 ist auf dem Weg ins Seegebiet, um weitere Informationen zu erhalten.
Problematisch ist die Wetterentwicklung. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Sturmwarnung für die Ostsee herausgegeben, mit Wellenhöhen um die fünf Meter.
Das Havariekommando hat mehrere Schiffe in den Einsatz beordert: das Mehrzweckschiff "Arkona" der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und den Notschlepper "Bremen Fighter". Außerdem wurde der Schlepper "Bremen" sowie ein speziell ausgebildetes Team alarmiert, das sich für die Herstellung einer Schleppverbindung auf den Havaristen abseilen kann (von den leisen Helden der Küste liest Du HIER).
Der Plan ist es demnach, den Havaristen abzuschleppen. Wohin, ist noch unklar. Für einen Tanker dieser Größe kommt an der deutschen Ostseeküste Rostock in Frage...