Diese Umfrage ist ein Schock: Weibliche Seeleute erleben an Bord von Handelsschiffen systematisch körperliche und sexuelle Belästigung. Bei einer Befragung der „Women’s International Shipping & Trading Association“ gaben zwei Drittel der Frauen an, diese Erfahrung zu machen. Der Verband deutscher Reeder (VDR) zeigt sich „entsetzt“.
Mehr als tausend weibliche Seeleute aus 78 Ländern nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis für die Welt der Seefahrt – und muss ein Weckruf für Reedereien sein. Ein Viertel (!) der Frauen gab an, dass körperliche und sexuelle Belästigung an der Tagesordnung sei. Zwei Drittel meldete, diese Erfahrung schon einmal gemacht zu haben und eingeschüchtert worden zu sein.
Weibliche Seeleute erleben Belästigungen
„Der Befund ist furchtbar und darf auf keinen Fall relativiert werden“, sagte Gaby Bornheim, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Reeder, der „Deutschen Verkehrs-Zeitung“. Sie ist gleichzeitig Geschäftsführerin der Reederei Peter Döhle Schiffahrts KG in Hamburg.
Die Chefin des Reeder-Verbandes forderte Unternehmen auf, übergriffiges Verhalten sofort zu ahnden und entsprechende Compliance-Regeln einzuführen. Auch schlug sie vor, entsprechende Whistleblower-Hotlines einzurichten, an die sich betroffene weibliche Seeleute wenden können. „Ich weiß, wovon ich rede“, sagte sie. Auch sie sei in ihrem Berufsleben anzüglichen Kommentaren ausgesetzt gewesen.
VDR-Chefin nennt Umfrageergebnis „furchtbar“
Oftmals werde es für eine Frau übel, wenn sie den Avancen eines männlichen Kollegen nicht nachgebe. Dass sie Hilfe bekomme, sei in vielen Fällen nicht gesichert. „Sie kann sich auch einen neuen Job suchen; doch warum sollte es eigentlich die Frau sein, die sich gezwungen sieht, darüber auch nur nachzudenken?“, fragt sich Bornheim.