Donald Trump und das Ankerherz. Fiete Sturm ist der Seemannsdiakon von Hamburg-Altona und Leiter der Seemannsmission an der Großen Elbstraße. Im Ankerherz Blog erzählt er jeden Donnerstag aus seinem Alltag und was ihn beschäftig. Dieses Mal geht es um seine Wut, als er den US-Präsidenten Donald Trump und dessen Bibel-Show sah.
Kaum ein Symbol ist traditionell und auch heute so sehr mit der Seefahrerromantik verbunden wie das Ankerherz (auch Seemannsgrab genannt). Es besteht aus den drei Elementen des Kreuzes für den Glauben, des Ankers für die Hoffnung und des Herzens für die Liebe. Es gründet sich somit auf einen Bibelvers im 1. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 13,13:
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
Diese Bibelstelle ist ein absoluter Klassiker bei Hochzeiten und manch ein Pastor verdrehte schon innerlich die Augen, wenn das Paar sich diese Stelle als Trauspruch wählte. Auch in vielen Tattoos, dem Logo einer bekannten Biermarke und nicht zuletzt dem Ankerherz Verlag findet das Symbol prominente Verwendung.
Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, habe auch ich mir diesen Vers auch als mein Leitmotiv zur Einsegnung als Diakon gewählt.
In der Seefahrt behandelten die drei Aspekte viele Sorgen der Matrosen: Der Glaube an Gott, wenn man in Sturm und Gewitter auf etwas höheres Vertrauen muss. Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Fahrt und der sicheren Rückkehr. Die Liebe zur Familie, zur Heimat und das Heimweh, dass damit verbunden ist.
Ankerherz – Glaube, Liebe, Hoffnung
Für mich persönlich hat dieser Spruch auch noch eine weitere Dimension. Ich würde mich selbst als selbstkritischen Christen bezeichnen und es ist mir bewusst, dass im vermeintlichen Namen des Glaubens auch viel schlechtes passiert ist. Darum soll mich dieser Vers daran erinnern, dass in meinem Handeln als Diakon und Mensch im Zweifel das Herz und die Liebe die Oberhand behalten sollen.
Daran hat mich letzte Woche nun noch mal mit Nachdruck der amerikanische Präsident Donald Trump erinnert.
Als er für einen Fototermin mit Bibel in der Hand den Weg zu einer Kirche mit Tränengas und Knüppel freiräumen ließ, stieß mir das sauer auf. Es machte mich wütend. Es machte mich traurig. Im ersten Impuls konnte ich gar nicht genau sagen, was mich so bewegte. Schließlich bin ich von Trump und seinen Eskapaden nur noch selten überrascht. War es der Missbrauch meines Glaubens für seine politischen Zwecke? War es die Tatsache, dass ich diesem Menschen für keinen Moment abnehme, dass für ihn etwas anderes, höheres zählt als sein eigenes Ego? Oder die Tatsache, dass er seine angebliche Frömmigkeit mit Gewalt in Szene setzt.
Glaube ohne Liebe ist kalt
Ich denke all das trifft zu. Aber am meisten hat mich getroffen, dass er – und seine Gefolgsleute – damit eine Botschaft senden, welche die Liebe als treibende Kraft hinter dem Christentum komplett ausklammern. Eine Botschaft, die den Glauben wieder zu einem Machtwerkzeug degradiert. Denn Glaube ohne Liebe ist kalt, ist berechnend und eigennützig. Von daher passt diese ganze Aktion gut zu Trump. Ob nun berechnend, oder aus seinem destruktiven Narzissmus heraus. Aber er beschädigt weiter und gezielt Werte wie Empathie, Solidarität, Hoffnung und vor allem Liebe.
Und ich finde an dieser Stelle ist es unser aller Pflicht, dem laut zu widersprechen! Egal ob Christ, Muslim, Jude, Buddhist, Atheist usw.. Als Menschen, die wir gemeinsam in einem Boot sitzen, wünsche ich mir von uns, dass wir gegen Gewalt, Hass und Hetze aufstehen und sie nicht unkommentiert lassen! Und uns klar machen, dass uns mehr eint als trennt. Das wir füreinander einstehen sollten. Ganz besonders, wenn wir sehen, dass andere unterdrückt, vergessen und ausgegrenzt werden.
Das kann schon mit einem kleinen Wort, einer freundlichen Geste, und einem ehrlichen Lächeln beginnen.
Oder um es abschließend mit der Bibel zu sagen, Herr Trump, die sie so demonstrativ in die Höhe gehalten haben
„Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.“ (1. Kor 13,2)
Aus dem Hamburger Hafen,
euer Fiete Sturm