In Hamburg sorgt eine aktuelle Entscheidung der Mediterranean Shipping Company (MSC) für Unruhe. Die weltgrößte Reederei hat überraschend angekündigt, alle ihre Megamax-Schiffe mit einer Kapazität von 19.200 bis 24.300 Standardcontainern (TEU) von der Route Asien-Nordeuropa abzuziehen. Sie sollen stattdessen auf den Strecken zwischen Asien-Mittelmeer sowie Asien-Westafrika fahren.
Ein Unternehmenssprecher bestätigte diese Entscheidung gegenüber dem Hamburger Abendblatt, nachdem der Branchendienst Alphaliner zuerst berichtete. Künftig will MSC auf der Asien-Nordeuropa-Route nur noch kleinere Schiffe mit einer durchschnittlichen Kapazität von 14.700 TEU einsetzen.
Ein Schritt, der erhebliche Auswirkungen auf den Hamburger Hafen haben dürfte.
Rückzug der Großschiffe: Frachtraten als Hauptgrund
Der Grund für die Verlagerung liegt laut MSC in den stark gesunkenen Frachtraten auf der Asien-Nordeuropa-Route. Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) weist für die vergangene Woche einen Preis von 1578 Dollar (1511 Euro) pro TEU aus – ein Rückgang um 44 Prozent in den ersten sieben Wochen dieses Jahres.
Spannend: unser neues "Kleines Buch vom Meer Häfen. HIER bestellen!
Hintergrund: Zum Jahresbeginn 2024 hatte der Transport eines Containers nach Europa noch durchschnittlich 3700 Dollar gekostet. Branchenanalysten vermuten, dass MSC mit der Kapazitätsreduzierung versucht, den Preisdruck auf die Frachtraten zu verringern.
Hamburger Hafen unter Druck: Bedeutung von MSCs Beteiligung an der HHLA
Der Rückzug der Megamax-Schiffe kommt für Hamburg überraschend. Erst vor Kurzem hatte MSC 49,9 Prozent an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) erworben, einer Schlüsselgesellschaft für die Hafeninfrastruktur der Stadt. Die Beteiligung war hoch umstritten. Befürworter sagen darin eine Chance für den Standort Hamburg, um Umschlagsmengen zu sichern.
Wurde der Senat über die aktuelle Entscheidung von MSC im Voraus informiert? Wie passt das zusammen? Die Reduzierung der Schiffsgröße könnte sich unmittelbar auf den Containerumschlag in Hamburg auswirken.
Kritik an der Elbvertiefung
Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Hamburg, Malte Siegert, kritisiert die Entwicklung scharf. „Wen es wundert, dass das Mittelmeer die neue Drehscheibe im internationalen Seeverkehr ist, hat nicht wirklich gut aufgepasst“, so Siegert. Bereits in den vergangenen Jahren hätten große Reedereien Milliardenbeträge in Terminalbeteiligungen in Nordafrika und Südeuropa investiert. Nun folge MSC diesem Trend, indem es große Containerschiffe im Mittelmeer abfertigt und die Ladung dort auf kleinere Schiffe umverteilt.
Laut Siegert zeigt sich in dieser Entwicklung eine fundamentale Veränderung des Schiffsverkehrs, auf die Deutschland – und insbesondere Hamburg – unzureichend vorbereitet gewesen sei. „Man hat sich vor allem mit der Konkurrenz aus Bremerhaven oder Wilhelmshaven beschäftigt, statt sich strategisch auf diese globale Verschiebung vorzubereiten“, bemängelt er.
In diesem Zusammenhang hält er auch die jährlich 240 Millionen Euro für die Fahrrinnenanpassung der Elbe für eine Fehlinvestition, da künftig weniger große Schiffe den Hamburger Hafen anlaufen würden. Siegert sprach wörtlich von "herausgeschmissenem Geld".