In Stefans neuer Geschichte vom Meer geht es um die Profis vom Havariekommando in Cuxhaven. Und darum, wie man aus groben Fehlern der Vergangenheit gelernt hat…
Alte Seeleute sind abergläubisch. Freitags ging früher kein Schiff auf See, Pfeifen an Deck war unter Androhung von Ohrfeigen verboten (das lockte den Wind an) und auf manchen Schiffen lastete ein Fluch. „Fahr du mal mit einer Nussschale in einem Sturm über den Atlantik“, sagte mir Kapitän Schwandt. „Dann verstehst du, woher der Aberglaube kommt!“
Was es mit dem 25. Oktober auf sich hat? Ich weiß es nicht. Doch es ist schon ein unheimlicher Zufall, dass sich an diesem Datum eine schwere Schiffskollision zwischen Helgoland und Langeoog ereignete. Zwei Frachter kollidierten, die kleine „Verity“ sank schnell. Fünf Seeleute starben (HIER geht es zum Bericht im Ankerherz Blog). Und dies exakt 25 Jahre, nachdem der Holzfrachter „Pallas“ brennend auf die nordfriesischen Inseln zutrieb.
Aberglaube auf See
Verschärft wurde die Katastrophe 1998 durch ein Versagen der Behörden, die sich uneins waren. Danach gründeten Bund und Länder das Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven, das bei allen großen Havarien und Schadenslagen an Deutschlands Küsten die Einsatzleitung übernimmt.
Was diese Männer und Frauen draufhaben, zeigten sie wieder in dieser Woche. Dass zwei Seeleute gerettet werden konnten, ist auch ihrem schnellen und gut koordinierten Einsatz zu verdanken. Havariekommando und Seenotretter arbeiteten eng zusammen. Crews von 25 (!) Schiffen, sechs Hubschaubern und zwei Flugzeugen suchten nach Überlebenden. Bei Windstärke sechs und drei Meter hohen Wellen.
Mutige Taucher auf dem Grund des Meeres
Besonders mutig waren Taucher, die bei starker Strömung zum Grunde der Nordsee tauchten, um zu prüfen, ob es Lebenszeichen aus dem Wrack gab. Sorge: Sie waren im untergehenden Havaristen eingeschlossen. Für mich ist das Bild der Suchkette aus Schiffen von Seenotrettern, Zoll, Küstenwache und Lotsen das Foto der Woche. So funktioniert Solidarität auf See.
Was neben dem Tempo viel besser ist als früher: die Transparenz, mit denen die Rettungen ablaufen. Regelmäßig informierten Havariekommando und Seenotretter über den Lauf der Dinge. Ronny Renner, dem Chef des Havariekommandos, sah man während der Pressekonferenzen an, welcher Druck während des Wettlaufs gegen die Zeit auf den Verantwortlichen lastet.
Die Profis vom Havariekommando
Augenränder zeugten von wenig Schlaf und viel Kaffee. Als nach mehr als 20 Stunden keine Hoffnung mehr bestand, die Vermissten in der kalten Nordsee zu finden, dankte er allen Besatzungen für ihren Einsatz.
Dem kann man sich nur anschließen. 20. Geburtstag hat das Havariekommando vor wenigen Wochen in Cuxhaven gefeiert. Es ist so beruhigend, dass es diese Einrichtung gibt. Denn es steht zu befürchten, dass es die nächsten Jahre einiges für sie zu tun gibt.