Weihnachten im Hafen. Ein Dank an Alle, die den Laden am Laufen halten. An Hafenarbeiter, Lotsen, die Männer auf den Brücken der HADAG-Fähren. In diesem Corona-Jahr mag alles anders sein. In Gejammer sollte sich dennoch niemand ergehen. Stefans neue Geschichte vom Meer.
Dieses Weihnachten im Lockdown wird anders sein als sonst. Keine Großfamilie, keine Besuche bei oder von Großeltern. Manche werden das gemütlichste Fest des Jahres alleine verbringen müssen. Viele machen sich zum Ende dieses Jahres Sorgen, um ihre Gesundheit, um den Job, darüber, wie es wohl weitergeht.
Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von NRW, der in diesem Jahr eindrucksvoll zeigte, warum er niemals Kanzler werden darf, verstieg sich sogar auf einen Superlativ. Es handele sich „um das härteste Weihnachten, das die Nachkriegsgenerationen je erlebt haben.“
Laschets Gejammer ist maßlos übertrieben
Soweit ich überblicke, hocken wir nicht hungernd in Trümmern und warten in eisiger Kälte darauf, dass unsere Väter nach Hause kommen. Und ich finde, bei aller berechtigten Sorge, dass wir uns auch nicht in solchem Gejammer ergehen sollten.
Wer anderer Meinung ist, der soll an die Lage in der Seemannsmission in Altona denken. Sie ist bis auf den letzten Platz belegt, wie so viele Missionen weltweit. Mehr als 400.000 Seeleute sind irgendwo in einem Hafen gestrandet. Sie haben ihre Familien teils seit zwei Jahren nicht gesehen und haben keine Ahnung, wann und wie sie nach Hause kommen.
Das Problem ist seit Monaten bekannt und war immer wieder Thema in meiner Kolumne vom Meer. Der Papst hat appelliert, die Europäische Union, die Vereinten Nationen, sogar der Verband Deutscher Reeder. Alles egal: Behörden lassen Seeleute in der Pandemie nicht an Land. Manche Länder sind ganz dicht, Flugverbindung gekappt – und Charter ist den meisten Reedern zu teuer. „Es wird ein schwieriger Heiligabend“, sagt Fiete Sturm, Seemannsdiakon an der Großen Elbstraße.
Weihnachten im Hafen
Lasst uns an die Menschen wie Sturm denken, die mit ihrem Einsatz auch über Weihnachten den Laden am Laufen halten. An die Arbeiter im Hafen, an die Lotsen, an die Männer auf den Brücken der HADAG-Fähren. An die Seenotretter an unseren Küsten, die rund um die Uhr in Bereitschaft sein werden, für den Fall, dass etwas passiert. An die Polizisten und jene, die man immer vergisst, wenn mal „Danke“ gesagt wird. Es gibt eine Menge Leute in unserem Land, die Großes im vermeintlich Kleinen leisten und nie in der Zeitung stehen. Obwohl sie die Titelseite verdient hätten.
Vor ein paar Wochen schrieb ich hier den Satz: Dahinten wird es hell. Kennt man doch vom Spaziergang am Strand, wenn man einfach weiter läuft, in der Hoffnung, dass es aufhört zu regnen und der Himmel aufreißt. Jackenkragen hochstellen und darauf vertrauen, dass es nicht so schlimm werden wird.
So ist das mit diesem Corona-Weihnachten. Schwierig? Ja. Aber ein Impfstoff ist in Sicht, Selbstbräuner-Spacken Trump in wenigen Tagen Geschichte und das neue Jahr kann nur besser werden. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest – und ein bisschen Optimismus.