Die stärkste gemessene Windgeschwindigkeit während Sturm Éowyn waren 114 Meilen pro Sekunde, das entspricht 183 Stundenkilometern. Zwei Menschen starben durch den "Jahrhundertsturm", wie er von der BBC angekündigt worden war. Hunderttausende Haushalte in Irland waren zeitweilig ohne Strom und es herrschte ein ziemliches Chaos auf der Insel (wir berichteten im Ankerherz Blog).
Stärker als "Big Wind" von 1839
Èowyn war damit noch stärker als ein anderer Orkan, "Big Wind" genannt, der am 6. Januar 1839 über Irland zog. Der Vergleich zeigt, wie sich Menschen im Laufe der Zeit auf extreme Wetterbedingungen eingestellt haben - und wie vergleichsweise sicher wir heute Leben. Auch dank präziser Vorhersagen, die rechtzeitig waren. Stunden vor Sturm Éowyn hatten Millionen Menschen in Irland und Schottland eine Sturmwarnung auf ihre Mobiltelefone erhalten.
Historiker schätzen, dass in der Nacht des "Big Wind" zwischen 300 und 800 Menschen starben. Möglicherweise waren es aber noch viele mehr, denn Krankheiten setzen ihnen später zu. Zehntausende Häuser wurden zerstört; viele brannten nieder, weil die Glut der Feuer die Strohdächer in Flammen setzte.
Chronisten berichten, dass Städte und Dörfer überall in Irland an "Schlachtfelder" erinnerten, weil Fassaden einstürzten. Bis zu drei Millionen Bäume sollen umgestürzt sein. Wellen schlugen an den oberen Rand (!) der mehr als 150 Meter hohen "Cliffs of Moher" an der Westküste. An diesem Abschnitt der Küste fand man Heringe in einem Dorf, sechs Meilen von der Küste entfernt. Der Orkan hatte die Fische aus dem Atlantik gehoben und ins Inselinnere geschleudert.
"Fast jeder dachte, das Ende der Welt sei gekommen"
Von Romanautor Thomas O'Neill Russell ist ein Augenzeugenbericht aus dem County Westmeath überliefert. Er schrieb: „Das Schrecklichste, was ich je gehört habe, war das Tosen des Windes in dieser schrecklichen Nacht. Niemand, der dieses schreckliche Geräusch – eine Mischung aus Heulen und Brüllen – nicht gehört hat, das der Wind in dieser Nacht machte, kann sich auch nur eine entfernte Vorstellung von seiner unbeschreiblichen Schrecklichkeit machen. Es war kaum verwunderlich, dass fast jeder dachte, das Ende der Welt sei gekommen.“
Eine gute Folge hatte der "Große Wind". Das Ereignis inspirierte den Pfarrer Thomas Romney Robinson vom Armagh Observatory zur Erfindung des nach ihm benannten Schalenanemometers. Damit lassen sich das die Windgeschwindigkeiten messen, während sich Schalen im Wind drehen.