Viele Wale im Nordatlantik sterben nach Kollisionen mit Schiffen. Ein Tempolimit auf See soll die Tiere schützen. Doch ein neuer Bericht der Meeresschutz-Organisation Oceana zeigt: Die meisten Kapitäne ignorieren die Vorschriften.
Nordatlantische Glattwale gehören zu den am stärksten gefährdeten Walarten der Welt. Nur knapp 360 Tiere leben nach Schätzungen von Experten noch im Ozean. Zu den Hauptursachen für ihren Tod gehören Kollisionen mit großen Schiffen. Die Wale kreuzen auf ihren Migrationsrouten Schifffahrtswege vor der amerikanischen Ostküste. Sie werden von den Schiffen gerammt.
Studien ergaben: Fahren die Schiffe langsamer, sinkt das Sterberisiko eines Nordatlantik-Glattwals durch Schiffkontakt um bis zu 90 %! Bei einer verringerten Geschwindigkeit bleibt den Walen Zeit, um rechtzeitig auszuweichen.
Kapitäne ignorieren das Tempolimit
Aus diesem Grund gilt in einigen Regionen vor der US-amerikanischen Ostküste ein Tempolimit zum Schutz der Wale. Die Schiffe dürfen nicht schneller als zehn Knoten fahren. In anderen Abschnitten ist das Tempolimit freiwillig; wird aber ein Wal von der Brücke gesichtet, soll die Geschwindigkeit auf maximal zehn Knoten reduziert werden.
Nun zeigt eine Untersuchung der Meeresschutzorganisation Oceana: Viele Kapitäne ignorieren dieses Tempolimit. Laut Oceanas Bericht wurden in der Nähe von Cape Cod, Massachusetts, nur zwei Drittel der vorgeschriebenen und freiwilligen 10-Knoten-Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten. In einem Abschnitt hält sich kaum jemand an die Vorgabe: Zwischen Wilmington, North Carolina und Brunswick in Georgia ignorierten sogar neun von zehn Kapitänen die Regel.
Ein Drittel ignoriert die Vorschrift
Oceana verwendete in der Analyse die Daten von Global Fishing Watch, einer internationalen gemeinnützigen Organisation, die in Zusammenarbeit mit Google und SkyTruth gegründet wurde. Es analysierte selbst gemeldete Schiffsgeschwindigkeiten und Standortdaten, um Schiffsgeschwindigkeiten und Positionen in Naturschutzgebieten zu verfolgen.
Mit der Veröffentlichung des Berichts fordert Oceana nun die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten (NOAA) auf, nicht nur die Vorschriften für die Schiffsgeschwindigkeit zu überarbeiten und zu erweitern. Die Reedereien sollen für Verstöße endlich zur Verantwortung gezogen werden.
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