Das Ehrenamt der Seenotretter verlangt Opfer. Schlaflose Nächte. Stundenlange Einsätze in lebensfeindlicher Umgebung. Das ständige Bereitstehen – auch dann, wenn man eigentlich bei der Familie sein möchte oder längst Feierabend hätte. Und die jüngsten Ereignisse auf den Shetland-Inseln sind ein besonders eindrückliches Beispiel
Vier Einsätze in 48 Stunden
Die Shetlands liegen weit draußen im Nordatlantik, zwischen Schottland und Norwegen. Es ist ein raues, anspruchsvolles Seegebiet, in dem sich die Strömungen von Nordsee und Atlantik mischen. Hier liegt Lerwick, der Hauptort der Inselgruppe – und der Stützpunkt einer RNLI-Rettungsstation, deren Freiwillige in dieser Woche bis an ihre Grenzen gefordert wurden.
Mittwoch, 13. August, 8.00 Uhr. Erster Alarm: Eine 17 Meter lange deutsche Segelyacht fällt mit Motorschaden aus, kurz vor der Einfahrt nach Lerwick Harbour. Die Retter nehmen das Boot ins Schlepptau und bringen es sicher ans Pier.
Nur siebeneinhalb Stunden später, 15.30 Uhr. Zweiter Alarm: Zwei Menschen stürzen ins Wasser von Scalloway Harbour. Die Crew macht sich sofort auf den Weg, doch noch während des Auslaufens kommt die Meldung: Die Betroffenen konnten sich selbst retten.
Am nächsten Morgen, Donnerstag, 5.30 Uhr. Dritter Einsatz: Ein 157 Meter langes Offshore-Schiff funkt Notruf. Ein Crewmitglied braucht dringend medizinische Hilfe. Drei Seemeilen nordöstlich von Bressay gelingt die Übergabe auf die Lifeboat. Um 7.00 Uhr liegen die Retter wieder im Hafen von Lerwick, wo bereits der schottische Rettungsdienst wartet.
Nur 15 Stunden später, Donnerstagabend, 22.15 Uhr. Vierter Alarm: Ein Peterhead-registrierter Trawler vor Fair Isle meldet einen verletzten Fischer. Um 23.30 Uhr erreicht die Lifeboat das Schiff, rund zehn Seemeilen östlich der Insel. Der Patient wird übernommen und nach Lerwick gebracht, wo die Crew gegen 1.30 Uhr nachts wieder festmacht.
Mut und Courage auf See
Vier Einsätze in weniger als 48 Stunden! Vier Mal den Alltag unterbrochen, vier Mal alles stehen und liegen gelassen – um das Leben anderer zu retten. „Unsere Freiwilligen sind 24 Stunden am Tag einsatzbereit. Ich danke meinen Crewmitgliedern für ihre Einsatzbereitschaft – und auch ihren Familien und Arbeitgebern für die Unterstützung“, sagt Coxswain Stephen Manson.
Wir von Ankerherz können uns diesem Dank nur anschließen! Die Geschichte der Lerwick-Lifeboat ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was ehrenamtlicher Einsatz auf See bedeutet...