Wann geht es wohl Käpt´n Haddock an den Kragen? Stefan fragt sich in seiner aktuellen Geschichte des Meeres, wie lange es wohl dauert, bis der saufende und fluchende Seemann ins Visier der Dauerempörten gerät…
Das war eine Woche mit Winnetou und den Indianern vom Stamme der Dauerempörten. Ein halbes Jahr russischer Aggressionskrieg in der Ukraine, steigende Inflation, Sorge vor einem „Wutwinter“, ausgetrocknete Flüsse, der „schiefe Leuchtturm“ von Bremerhaven. Doch Deutschland diskutiert lieber über eine Kinderbuch-Adaption von Karl May? Muss man sich leisten können.
Mit Kapitän Haddock wollte ich in die WG
Meine Sorge ist, dass es nicht mehr lange dauert, bis „Käpt´n Haddock“ ins Visier gerät, der saufende und fluchende Seemann aus den Tim & Struppi Comics. Haddock war der Held meiner Kindheit. Whisky direkt aus der Flasche und „heulende und jaulende Höllenhunde“? Mich hat das als Kind inspiriert, Reporter zu werden, denn mit einem wie Haddock wollte ich unbedingt in einem Schloss wohnen.
Was man als Kind so denkt, denn was man in diesem Alter liest, ist in der Regel eher keine auch in den Fußnoten einwandfreie Seminararbeit über das Unrecht der Welt.
Inmitten der Meldungen vom medialen Marterpfahl gefielen mir aber zwei, die mit dem Hamburger Hafen zu tun haben. Zum einen die Botschaft, dass sich nach dem ganzen Gehupe doch eine Einigung zwischen Hafenarbeitern und Terminalbetreibern abzeichnet. Zehn dermaßen zähe Runden? Das gab es in dieser Länge zuletzt bei den Boxkämpfen mit Henry Maske.
Käpt´n Habeck gegen chinesische Beteiligung
Die andere, noch bessere Nachricht ist das angekündigte Veto von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gegen die Beteiligung der chinesischen Staatsreederei Cosco am Terminal Tollerort. Man muss kalt wie der Arsch eines Eisbergs sein oder Klaus von Dohnanyi, der leidenschaftlichste Chinese in Reihen der SPD, um diesen Deal gut zu finden. Sich über Straflager für Minderheiten, Rundumüberwachung und staatliche Willkür aufzuregen, scheint bei Altkadern der Sozialdemokraten irgendwie aus der Mode gekommen zu sein.
Wenn man aus dem Überfall Putins doch eines lernte wollte, dann doch wohl: Weniger ist mehr, wenn es um Kuscheln mit autokratischen Regimen geht. Was hätte es eigentlich für Folgen für Hamburg, sollte der Staatsführung in Peking einfallen, Taiwan zu überfallen? Was passiert, wenn es ein Feuerwerk von Sanktionen gibt?
HHLA-Chefin Angela Titzrath hatte wohl heimlich gehofft, der schon beschlossene Deal würde durchflutschen wie Ente süß-sauer. Sie wäre bekanntlich nicht die erste Angela, die mit einer Strategie zu großer Abhängigkeit von Despoten gründlich daneben liegt.
Ich denke, dass Robert Habeck Hamburg und dem Hafen einen großen Gefallen tut. Alle heulenden und jaulenden Höllenhunde.
Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet den Ankerherz Verlag. Vorher war er Polizeireporter für die Chicago Tribune und arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie max, Stern und GQ von Uganda bis Grönland. Zuletzt erschien das Buch „Überleben im Sturm“ über die Retter der RNLI.