In welchen Hafen kommt der Autofrachter „Fremantle Highway“, wenn das Feuer an Bord unter Kontrolle ist? Das ist die Frage, die sich viele an der Küste und auf den Inseln stellen. Auch zwei deutsche Häfen kommen anscheinend infrage.
Sofern es der Zustand und die Stabilität der „Fremantle Highway“ erlauben, soll das 200 Meter lange Schiff möglichst schnell in einen Hafen geschleppt werden. Dies haben die verantwortlichen Behörden in den Niederlanden immer wieder kommuniziert. An Bord des Havaristen: knapp 3800 Autos, von denen viele verbrannt sein dürften, kontaminiertes Löschwasser, 1800 Tonnen Schweröl und giftige Chemikalien. Also ein gewaltiges Umweltproblem.
Welcher Hafen ist geeignet?
Momentan liegt das Schiff auf einem provisorischen Ankerplatz vor der Insel Schiermonnikoog. Hoffnung macht, dass die Rauchentwicklung zuletzt stark nachließ und der Havarist ohne größere Probleme an den Platz geschleppt werden konnte, wie die zuständige Behörde Rijkswaterstaat in Den Haag mitteilt. Doch klar ist auch: Das Schiff ist trotz leichter Entwarnung noch immer eine tickende, ökologische Zeitbombe. Solange Bergungsexperten nicht an Bord waren, weiß niemand, wie es mit der Stabilität bestellt ist. Es erfordert unglaublichen Mut und Können, dies zu wagen.
Ein Auseinanderbrechen, Kentern und Sinken der „Fremantle Highway“ hätte katastrophale Folgen für die Nordsee und das empfindliche Weltnaturerbe Wattenmeer. Es war der Plan der Retter, das Schiff in einen Hafen zu bringen, um es fachgerecht zu entsorgen. Dies ist an Land natürlich viel einfacher als auf der Nordsee – zumal in diesem Sommer herbstliche Bedingungen auf See herrschen.
Doch welcher Hafen kommt für die schwierige Bergung in Frage?
Eemshaven ist gleich in der Nähe, ein Industriehafen, der direkt am Meer liegt. Vorteil: Der Wind weht mögliche giftige Abgase auf See hinaus. Im benachbarten Emden wären mehr Menschen gefährdet – und die Revierfahrt an den Liegeplatz ist ziemlich lang. Noch weiter wäre der Anreiseweg in den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven.
Eemshaven, Emden? Oder Wilhelmshaven
„Wir sind auf alles vorbereitet“, sagte Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) dem NDR Niedersachsen. Wenn „gute Gründe“ für einen Hafen in Niedersachsen sprächen, dann werde man selbstverständlich helfen. Für den Chemie-Experten Manfred Santen von Greenpeace ist Eemshaven der geeignetste Hafen, wie er in einem Interview mit Tagesschau.de erklärte. Der Weg vom derzeitigen Ankerplatz ist am kürzesten und die Gefährdung der Bevölkerung am Geringsten. „Niemand will so eine Giftquelle in der Nähe haben“, sagte er.
Kriterien, die ein Hafen für die Bergung der „Fremantle Highway“ erfüllen muss, sind laut Saanten: Ein idealerweise abschottbares Hafenbecken, große Pumpen, Aktivkohle-Filter und das entsprechende Fachwissen von Sanierungsfirmen. In den Niederlanden und in Deutschland gibt es Unternehmen mit entsprechender Erfahrung.
Als kritisch sieht der Fachmann die Passage des brennenden Autofrachters. „Wenn das Schiff zum und in den Hafen geschleppt wird, quillt immer noch Rauch heraus. Die Anwohner müssen also wie bei anderen Bränden auch geschützt werden, müssen eventuell Türen und Fenster schließen“, sagte er.