Drama im Sturm auf dem Ärmelkanal. Seenotretter der RNLI Station Torbay an der Südküste Englands haben Fischern eines Trawlers das Leben gerettet. Bei schwerer See hatte ihr Schiff einen kompletten Maschinen- und Stromausfall erlitten. Teamwork und Solidarität auf See retteten sie…
Der Notruf traf mitten in der Nacht ein. Um 03:23 Uhr forderte die Coast Guard von Solent die freiwilligen Seenotretter der RNLI Station Torbay an. Ein Trawler steckte 15 Seemeilen südöstlich von Berry Head in ernsten Schwierigkeiten. An Bord waren die Maschine und der Generator, somit die gesamte Energieversorgung ausgefallen.
Drama auf dem Ärmelkanal
Schon 22 Minuten nach der Alarmierung lief der Seenotrettungskreuzer aus. Die Bedingungen auf dem Ärmelkanal waren „schwierig“, so steht es im Einsatzbericht: Windstärke 7, in Böen 8 bis 9, aus Nordwesten, mit einer entsprechend „kabbeligen“ See.
Der Ausfall von Maschine und Generator bedeutete unter diesen Bedingungen, dass der Trawler den Wellen schutzlos ausgeliefert war. Ein sogenanntes „Dunkles Schiff“. Noch komplizierter wurde es, weil das Fanggeschirr noch draußen war und die Netze in der See trieben. Was bedeutete, dass die Seenotretter nicht längsseits gehen konnten, um zu helfen.
In der aufgepeitschten See rollte der Trawler extrem, wie Fotos des Einsatzes zeigen. Doch die schwere Ausrüstung musste per Hand eingeholt werden – eine gefährliche Situation. Einen Teil des teuren Equipments übergaben die Fischer kontrolliert der See. Sie versahen es mit einer Boje, in der Hoffnung, das Geschirr später bergen zu können.
Dann klemmt auch noch das Ruder
Fünf Versuche waren erforderlich, bis eine Schleppverbindung hergestellt werden konnte. Bis auf fünf Meter näherte sich der Seenotrettungskreuzer dabei dem Havaristen an. Ein riskantes Manöver auf dem Ärmelkanal, das großes seemännisches Können erfordert.
„Wir waren auf dem Weg“ steht im Bericht der Retter. Nächstes Problem: Die Steuerung des Trawlers hing in einem Winkel von 30 Grad nach Backbord fest. Ohne Antrieb gab es keine Chance, das Ruder zurückzudrehen. Das Schleppen geriet damit zu einer Tortur. Ständig musste die Richtung neu eingestellt werden. Außerdem ging die langsame Schleppfahrt nach Brixham frontal gegen Wind und See.
Als der Schleppverband den Schutz des Hafens von Brixham erreichte, wurde es richtig kompliziert. Das Fahrwasser ist eng. Wie mit dem klemmenden Ruder einlaufen, bei diesem Wind? Vor der Hafenmündung kam das Arbeitsboot einer Muschelfarm den Rettern entgegen. Die Crew hatte über Funk vom Unglück gehört und war sofort ausgelaufen. Die Seeleute halfen, den abweichenden Trawler auf Kurs zu halten.
So funktioniert Solidarität auf See.
Andrew Medley, Coxswain (Steuermann, vergleichbar mit deinem deutschen Vormann) der Torbay RNLI, sagt: „Es war eine schwierige Aufgabe unter sehr schwierigen Wetterbedingungen. Ein besonderer Dank geht an die Meeresfarm von Brixham, deren Mitarbeiter ihre Arbeit niederlegten, um zu helfen. So ist das eben. Die Menschen reagieren einfach auf Hilferufe von See, und zwar von allen Seiten. Es war eine fantastische Teamleistung. Wir sind alle sicher nach Hause gekommen. Und das ist es, was zählt.“
Um 11:00 Uhr war der Seenotkreuzer wieder einsatzbereit. Siebenhalb Stunden nach Einsatzbeginn…