Die Silbermöwe ist auf der Roten Liste gelandet. Einer der beliebtesten Vögel des Nordens hat es immer schwerer, Nahrung zu finden. Die Ursache ist auf den ersten Blick überraschend.
Die Silbermöwe gehört für viele zum Norden wie Leuchttürme oder Kutter. Nun ist sie aber auf der Roten Liste gelandet, Kategorie 2, was bedeutet, dass der Bestand stark gefährdet ist. Darüber gibt es nur eine Stufe: vom Aussterben bedroht. Seit den Achtziger Jahren hat der Bestand der Silbermöwe um 75 Prozent abgenommen.
Im Nationalpark Wattenmeer leben aktuell noch 7000 Paare der imposanten Vögel, deren Flügelspannweite 1,60 Meter erreichen kann. Um das Jahr 1980 waren es noch 40.000 gewesen. Silbermöwe nennt man sie wegen ihres Federkleids. Die Oberseite der Flüge ist silbergrau.
Was sind die Gründe für den starken Rückgang des Bestands? Ein wichtiger Punkt überrascht zunächst. Im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung nennt Florian Packmor von der Nationalparkverwaltung die Schließung der Mülldeponien. Rund um die Jahrtausendwende wurden im Norden viele Deponien dicht gemacht. Auch aus Gründen des Umweltschutzes. Dort aber fanden vor allem junge Möwen auf einfache Weise Nahrung. Heute verenden viele, bevor sie das erste Lebensjahr erreichen.
Silbermöwe ändert die Strategie
Die Silbermöwe ernährt sich von Fischen, Krebsen, Muscheln – und ab und an einem Fischbrötchen. Sie verbringen den Winter meist an der Nordseeküste. Anders als ihre Artgenossen: Heringsmöwen, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sehen. Sie tauchten in den Achtziger Jahren im Norden auf und haben die Population inzwischen überflügelt. Sie sind Zugvögel, die auf der Suche nach Nahrung teils weit ins Landesinnere fliegen – und daher Vorteile haben.
Forscher beobachten, dass dieses Verhalten inzwischen auch von der Silbermöwe kopiert wird. Zunehmend verlassen sie die Brutinseln im Wattenmeer und landen in Städten. Dies könne man inzwischen in vielen Küstenorten beobachten, sagt Experte Pachmor.