In einer neuen Folge von Stefans Geschichten vom Meer geht es um einen Dackel. In einer Woche des Löwen. Klingt tierisch? Es fühlt sich alles nach einem Mix aus Zirkus und Zoo an derzeit…
Der Dackel in der Woche des Löwen. In Berlin suchten sie einen entlaufenen Löwen, der in Wahrheit ein Wildschwein war. Deutschland diskutiert ansonsten die Freibad-Situation im Stadtteil Neukölln, was unglaublich wichtig ist, denn es gibt ja sonst keine Probleme. Während das völkische Panoptikum namens AfD weiter in Umfragen zulegt und Punks den nächsten Dauerurlaub auf Sylt ankündigen.
Zirkus und Zoo
Wir bewegen uns mehr denn je in einem Mix aus Zoo und Zirkus. Und jetzt komme ich auch noch mit einem Dackel.
Ich muss aber sagen, dass mir solche kleinen Geschichten gerade die Laune erhalten. Die Geschichte spielt in einem Dorf an der Küste von Norfolk. Eine Frau, sie heißt Ella Derkacz, ging mit ihrer Hündin, sie heißt Cola, am Klippenweg spazieren. Plötzlich war der Dackel weg. Mrs Derkacz rief, doch Cola blieb verschwunden und tauchte auch auf dem Parkplatz nicht auf.
Ein Dackel verschwindet – das Dorf hilft
Vom Schrecken getroffen begann die Hundebesitzern zu weinen. Was eine andere Spaziergängerin bemerkte und Hilfe anbot. Joanne Ledger, 55, startete einen Aufruf in den Sozialen Medien. Und wie schön ist das: Mehr als 60 Bewohner des Dorfes Trimingham eilten ans Meer, um bei der Suche zu helfen.
Sie liefen immer wieder über die Klippen. Fünf Drohnenbesitzer ließen ihre Fluggeräte aufsteigen. Einer organisierte sogar eine Infrarotkamera. Doch keine Spur von Dackel Cola. War sie von der knapp 40 Meter hohen Klippenkante abgestürzt? Dann zog auch noch ein schweres Gewitter zog über die Küste von Norfolk. Was nun?
Joanne Ledger entdeckte die Seite einer Charity-Organisation namens „Drone-to-home“. Der ehemalige Scotland Yard Polizist Phil James, 47, hat sich darauf spezialisiert, entlaufene Hunde zu finden. Er setzte sich sofort ins Auto und fuhr knapp drei Stunden weit von Nottingham an die Küste. Als Erstes befragte er Mrs. Dekacz, dann sah er sich die Klippen genauer an und ließ seine Drohne fliegen.
Ex-Detektiv entdeckt den Hund
Wenig später hatte der Ex-Detektiv den Hund entdeckt. An einer Stelle, an der noch niemand vorher gesucht hatte. Dackel Cola kauerte auf einem Felsvorsprung in den Klippen. Sie bewegte sich – sie lebte! Retter James lief an den Strand, befand, dass es sicher genug war, zu klettern. Und dann holte er den Hund aus der Falle, wobei der den letzten Teil des Abgrunds auf dem Hosenboden hinunterrutschte. Am Strand spielten sich derweil Freudenszenen ab. Vorhang, Applaus.
Vielleicht werden sie nun sagen: Ja, und? Was ist das schon, angesichts der Monstrosität der Nachrichten? Aber mich freut das immer wieder, über Menschen zu schreiben, die sich um andere kümmern, einfach so. Ein Dackel sucht sich sowieso angenehmer als ein Löwe. Oder ein Wildschwein.